Die türkische Nationalmannschaften stellte in der Länderspielpause Moral und Comeback-Qualitäten unter Beweis, allerdings auch Schlafmützigkeit und Start-Probleme. In jedem der drei vergangenen Spiele musste die Mannschaft von Şenol Günes einem Rückstand hinterherlaufen.
"Wir müssen gegen Russland an die zweite Halbzeit anknüpfen", erklärte Şenol Güneş nach dem famosen 3:3-Unentschieden gegen Deutschland die Marschroute für das darauffolgende Spiel in Russland. Nach diesem Spiel in der Nations League verwendete der 68-jährige Trainer-Guru eine nahezu ähnliche Formulierung als Ausblick für die Partie am gestrigen Mittwoch gegen Serbien. Und auch danach lautete das Fazit: "Ich bin mit der Leistung in der ersten Halbzeit, den Ballverlusten und den Passquoten nicht zufrieden. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir es gut gemacht und sind zurückgekommen." Dreimal wendete die türkische Nationalmannschaft in dieser Länderspielpause eine Niederlage in Folge eines Rückstands nach der ersten Halbzeit noch ab. 1:1 (Russland), 2:2 (Serbien), 3:3 (Deutschland) – die Türkei hat sich stets wacker geschlagen, immer Moral gezeigt, aber eben auch nie gewonnen.
Faktor Einstellung: Ist die "Milli Takım" zu überzeugt von sich?
Die Frage, warum die "Milli Takım" jeweils so schwerfällig ins Spiel startete, lässt sich nur schwer beantworten. Kann gegen Deutschland noch die höhere Qualität des Gegners und die eigene Unsicherheit der zum Teil wild zusammengewürfelten Start-Elf genannt werden, zählt dieses Argument in den Nations League-Spielen nicht mehr. Sowohl gegen Russland als auch gegen Serbien waren die Top-Spieler um Burak Yılmaz und Hakan Çalhanoğlu mit dabei. Zwischen den beiden Spielen stellte Şenol Güneş seine Mannschaft auch nur auf zwei Positionen um. Ein Team, das bei der Europameisterschaft für Furore sorgen möchte, darf sich jedoch nicht von einfachen Personalentscheidungen aus der Bahn werfen lassen. Letztlich muss auch der Aspekt der Einstellung hinterfragt werden: Zwar zeigte das Team im Spielverlauf eine ungeheure Moral und kam immer zurück, jedoch tendiert die "Milli Takım" weiterhin dazu, zu Spielbeginn von den eigenen Qualitäten zu überzeugt zu sein, um dann erst einmal einen Nackenschlag zu kassieren und auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden.
Foto: Dimitar Dilkov / Getty Images