Nach Schlusspfiff war die Enttäuschung groß: Das 3:3-Unentschieden gegen Lettland ist für die Türkei nach dem furiosen Auftakt in die WM-Qualifikation gegen die Niederlande und Norwegen eine herber Dämpfer – und lässt die an der zuvor rundum perfekt scheinenden Verfassung der Türkei wieder Zweifel aufkommen.
Die Warnung war im Vorfeld bekannt: Noch nie konnte die türkische Nationalmannschaft gegen Lettland in der Historie des Verbands ein Fußballspiel gewinnen. Dennoch war klar: Die Kicker aus dem Baltikum sind in der Gruppe mit unter anderem den Schwergewichten aus der Niederlande und Norwegen ein eher dankbarer Gegner. Und überhaupt hatte man ja zuvor jene Schwergewichte eindrucksvoll aus dem Weg geräumt, was sollte gegen die Letten im eigenen Stadion also groß passieren? Angstgegner hin oder her! Es kam wie es kommen musste.
Mit einem Hauch Selbstgefälligkeit und einer gehörigen Portion Verunsicherung (insbesondere in der zweiten Halbzeit) gab die Mannschaft von Şenol Güneş einen zweimaligen Zwei-Tore-Vorsprung aus der Hand und spielte am Ende 3:3-Unentschieden – angesichts der zuletzt gestiegenen Erwartungshaltung ein echter Dämpfer. "Wir haben heute nicht die Elemente ins Spiel bringen können, die wir gegen die Niederlande und Norwegen gezeigt haben. Uns hat es an Tempo und Genauigkeit gefehlt" erklärte Trainer Güneş nach Spielschluss seine Sicht auf die vorangegangenen 96 Minuten und brachte es dann auf den Punkt: "Wir haben ein Spiel nicht gewonnen, was wir eigentlich gewinnen müssen."
Was augenscheinlich spätestens in der letzten halben Stunde ersichtlich wurde, war der zunehmende Kräfteverschleiß. Die Mannschaft, gespickt mit zahlreichen Legionären, die teilweise durch ihre Teilnahme am Europapokal eine Mammut-Saison durchlaufen, wirkte müde. "Vielleicht hat uns heute gegen Ende etwas die Fitness gefehlt", gab auch der in der zweiten Hälfte für Caner Erkin ins Spiel gekommene Umut Meraş zu. "Wir müssen dieses Spiel jetzt einfach vergessen, weiter an uns arbeiten und nach vorne blicken." Der Glaube ans Potenzial dieser Mannschaft – das unterstrichen an diesem Abend alle Beteiligten – sei schließlich weiter vorhanden.
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