Schalke setzt in Mitten des rasanten Niedergangs und des wohl baldigen Bundesliga-Abstiegs auf den eigenen Nachwuchs. Ein Großteil der sich momentan in der Bundesliga präsentierenden Teenager aus der Knappenschmiede hat dabei türkische Wurzeln. Der türkische Fußballverband sollte das für sich zu nutzen wissen.
Am Mittwochabend fehlten beim Heimspiel der U23 des FC Schalke 04 im Regionalliga-West-Spiel gegen den SC Wiedenbrück etablierte Kräfte auf dem Spielberichtsbogen. Die in der vergangenen Zeit oft für die Zweite Mannschaft aufgetretenen Levent Mercan, Can Bozdoğan, Kerim Çalhanoğlu und Mehmet Aydin gehören nämlich mittlerweile der ersten Garde der Königsblauen an. Während sich die alten Teamkollegen aus der Jugend zu einem 2:1-Sieg gegen Wiedenbrück mühten, ruhte sich das Nachwuchs-Quartett nach der Trainingseinheit im Vorfeld des kommenden Bundesliga-Spiels gegen Augsburg am kommenden Sonntag aus. Inmitten des Schalker Niedergangs und des bevorstehenden Abstiegs in die Zweitklassigkeit ist der Nachwuchs aus der hauseigenen Talentschmiede, der Knappenschmiede, das letzte Tafelsilber des Revier-Klubs.
Knappenschmiede soll zukünftigen Weg von Schalke prägen
Dass das Ruhrgebiet und insbesondere auch der FC Schalke 04 ein gutes Pflaster für die fußballerische Ausbildung von Kickern mit Migrationshintergrund darstellt, ist nicht neu, aber immer wieder lobenswert. Dass aber innerhalb kürzester Zeit vier jungen Deutsch-Türken zum Gesicht der zukünftigen Schalker Wegs werden, ist durchaus beachtlich. In einer Zeit, in der die Gelsenkirchener sportlich kaum noch etwas zu verlieren haben – da sie schon praktisch alles verloren haben – dürfen sich die Talente im Haifischbecken beweisen – und machen sich dort ganz gut. Can Bozdoğan, der mit elf Bundesliga-Spielen schon einen kleinen Erfahrungswertschatz sammeln konnte, durfte bereits in der vorangegangenen Saison ran. Neu in dieser Spielzeit sind Kerim Çalhanoğlu (4 BL-Einsätze), Mehmet Aydin (1 BL-Einsatz) und Levent Mercan (noch ohne BL-Einsatz, aber im Kader).
Auswahl der A-Nationalmannschaften steht bevor – reagiert die Türkei rechtzeitig?
So orientalisch jung die Startelf in den vergangenen Spielen auch geklungen haben mag, der türkische Fußball an sich hat nur bedingt etwas vom Aufstieg der deutsch-türkischen Knappenschmiede. Denn: Alle aufstrebenden Youngsters sind bereits fester Bestandteil der deutschen U-Nationalmannschaften und damit für die "Milli Takım" nur noch schwer zu bekommen. Levent Mercan und Can Bozdoğan gehören aktuell zum erweiterten Kreis der U20. Kerim Çalhanoğlu und Mehmet Aydin sind auf dem besten Weg dorthin, momentan gehören sie noch dem Jahrgang der U19 an. Bei Suat Serdar ist der Zug mit dem Debüt für die deutsche A-Nationalmannschaft im Oktober 2019 (mittlerweile vier Länderspiele) bereits abgefahren. Machen die Kicker aus der Knappenschmiede auch weiter auf sich aufmerksam und wird der türkische Fußballverband nicht tätig, könnte schon bald auch bei Mercan, Bozdoğan und Co. die Chance auf aussichtsreiche türkische Nachwuchskräfte im Nationaldress dahin sein.
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