Der neue alte Trainer Vítor Pereira arbeitet mit Hochdruck daran, dass sein zweites Kadıköy-Abenteuer am Ende auch wirklich von Erfolg gekrönt ist. Neben kommenden Zu- und Abgängen geht es jetzt vor allem auch darum, ein Spielsystem zu implementieren, dass dem aktuellen Kader am besten zu Gesicht steht. Hier muss der neue Coach allerdings einige Hürden überwinden.
Pereira selbst gilt nämlich als ausgemachter Freund der Dreier- bzw. Fünferkette. In seinen bisherigen Vereinen unternahm er bereits Versuche in diese Richtung, schwenkte dann häufig allerdings um. Selbst bei seiner ersten Anstellung in Istanbul griff er zur Fünferkette – genau zwei Spiele lang. Nachdem Fenerbahçe in der Qualifikation für die Champions League gegen die AS Monaco die Segel streichen musste (1:3 und 2:1) rückte Pereira von seinem Plan ab und spielte fortan im klassischen 4-2-3-1. Während seines folgenden kurzen Aufenthalts bei 1860 München setzte er voll und ganz auf eine Dreierkette, in Shanghai variierte er immer wieder und schickte verschiedene System auf das Feld. Ob diese Variabilität auch bei Fenerbahçe möglich ist, wird nun vor allem die Saisonvorbereitung zeigen. Dass die Gelb-Marineblauen die gängigen System mit Viererkette beherrschen, haben sie in der letzten Saison zumindest zeitweise gezeigt. Szalai und Caulker dürften eine sichere Innenverteidigung bilden, auf den Außenpositionen wird sich noch etwas ändern. Im zentralen Mittelfeld gibt es dazu aktuell eher ein Überangebot. Was spricht also für eine Dreierkette – außer den Vorlieben des neuen Trainers?
Kader gibt die Dreierkette aktuell nicht her
Die aktuellen Linksverteidiger könnten in einem solchen System sicherlich ihre Stärken ausspielen. Sowohl Caner Erkin, dessen Disput mit Pereira ausgeräumt scheint, als auch Filip Novák punkten eher in der Offensive. Defensiv offenbarten sie hingegen in der letzten Spielzeit immer wieder Schwächen, die mit einer Dreierkette sicherlich besser aufzufangen wären. Ob die beiden Ü30er allerdings als alleinige Schienenspieler funktionieren, steht dabei auf einem anderen Blatt. Rechts ist aktuell Nazım Sangaré allein auf weiter Flur. Bright Osayi-Samuel wäre wohl zu offensiv und Ozan Tufan wird im Mittelfeld benötigt. Doch auch das Herzstück einer Drei-bzw. Fünferkette würde aktuell eher nicht den Ansprüchen genügen. Eine Innenverteidigung mit Szalai, Caulker und Aziz oder Tisserand wäre zwar defensiv sicherlich stark, steht aber mit Ausnahme des Ungarn nicht gerade für einen technisch anspruchsvollen Spielaufbau. Der wäre in diesem System allerdings wichtig. Zwar ist Luiz Gustavo eine Option, der Brasilianer spielt selbst allerdings äußerst ungern in der Innenverteidigung. Alleine beim Blick auf die aktuellen defensiven Optionen bietet sich das System also nicht unbedingt an. Sollten allerdings noch die passenden Spieler kommen oder Pereira vorhandene Akteure umfunktionieren, könnte man auch Fenerbahçe bald mit Dreierkette sehen. Gerade gegen defensive Gegner wäre das sicherlich eine Überlegung wert.