Am Ende war es zwar glücklich, doch in Kadıköy wird man dennoch im Großen und Ganzen mit dem Saisonauftakt zufrieden sein. Gegen den aufstrebenden, Star-gespickten Aufsteiger aus Adana, die aufgeheizten Fans und die brütende Hitze im Stadion schaffte man trotzdem ein 1:0 und nimmt drei Punkte mit nach Istanbul. Das erste Spiel zeigte allerdings auch, wo noch die Probleme im System liegen.
Und ganz unerwartet kommt die Problematik dabei nicht. Während das zentrale Mittelfeld vollgestopft mit potentiellen Stammspielern ist, sieht es auf den Flügeln deutlich magerer aus. Vítor Pereira hatte sich allerdings bereits früh in der Vorbereitung auf seine A-Lösung festgelegt. Caner Erkin wurde aussortiert, Filip Novák in die Dreierkette geschoben und Nazım Sangaré ein Bankplatz zugewiesen. Die Spieler des Vertrauens heißen Ferdi Kadıoğlu und Bright Osayi-Samuel. Der Gedanke dahinter ist, dass die beiden gelernten Außenstürmer als alleinige Schienenspieler das Offensivspiel gerade gegen defensive Gegner zusätzlich ankurbeln können. Das Problem: Adana war kein defensiver Kontrahent und so wäre dieser Plan beinahe nach hinten losgegangen. Insbesondere Fenerbahçes linke Seite war dabei ein Einfallstor. Immer wieder suchte Adana den schnellen Akintola, der in den luftleeren Raum stieß. Kadıoğlu postierte sich zu weit vorne und Novák zu weit hinten oder zu weit vom Mann entfernt, so dass der Nigerianer beinahe durchgehend zu viel Fläche vor sich hatte. Auch der rechte Flügel war häufig ungenügend gesichert, wenn Osayi-Samuel den Weg zurück nicht mit der nötigen Geschwindigkeit machte und Tisserand alleine gegen Castro stand. Retter in der Not war insbesondere links immer wieder Attila Szalai, der dafür allerdings aus der Mitte herausrücken musste, in der dann im Zweifelsfall niemand geringerer als Mario Balotelli Freiheiten bekam.
Modifikationen dringend nötig
Zu Pereiras Gunsten sei gesagt, dass der erfahrene Übungsleiter die Problematik selbst erkannte und zur zweiten Halbzeit von seinem Plan abwich. Aziz kam für Kadıoğlu, so dass zumindest links mit Novák ein klassischer Außenverteidiger den Flügel übernahm und im Zentrum drei gelernte Innenverteidiger aufliefen. Das könnte auch in Zukunft gerade gegen mitspielende Gegner das Mittel der Wahl werden. Mit dem großen Innenverteidiger Min-jae Kim hat man jüngst einen Spieler verpflichtet, der prädestiniert für die mittlere Position der Dreierkette ist, Szalais Qualitäten kommen dazu als linker Part noch deutlich besser zur Geltung. Und auf dem Flügel? Der Allrounder, der hinten alles dicht macht und vorne unermüdlich perfekte Flanken schlägt, findet sich nicht im Kader. Ob aus dem offensiv hochveranlagten Kadıoğlu in kürzester Zeit noch ein belastbarer Defensivspieler wird, sei dahingestellt. Neuzugang Burak Kapacak und eventuell sogar der junge Muhammed Gümüskaya könnten in Zukunft so eine Chance erhalten. Auf der anderen Seite wird wohl Osayi-Samuel auch weiterhin gesetzt bleiben. Ansonsten bleibt festzuhalten, dass die Idee Pereiras gegen mauernde Teams durchaus ihre Daseinsberechtigung hat. Gegen die nominell schweren Gegner braucht es allerdings einen Plan B. Dass zu diesen auch Adana gehört, weiß man bei Fenerbahçe spätestens seit gestern.
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