Keine Frage: mit der Verpflichtung Michy Batshuayis ist Beşiktaş ein Coup gelungen. Zwar kommt der Belgier nach aktuellem Stand nur für eine Saison an den Dolmabahçe-Palast, in dieser Zeit könnte er aber für Furore am Bosporus sorgen. Die Betonung liegt wie so oft bei ihm auf dem Wörtchen "könnte".
Denn dass Batshuayi vom Potenzial her der wohl beste Stürmer der Süper Lig ist, dürften selbst Fans der Konkurrenten nicht abstreiten. Der ehemalige Dortmunder ist flink und gleichzeitig robust, hat einen sauberen Abschluss und beeindruckende Werte. Auf 22 Tore in 35 Länderspielen bringt es der "Batsman", der dazu in bereits fünf europäischen Ligen (Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Spanien) Erfahrungen sammeln konnte. Spätestens da bzw. beim Blick auf seine bisherige Vita bleibt ein Stirnrunzeln nicht aus. Vor zehn Jahren machte der heute 27-Jährige seine ersten Schritte im Profifußball für seinen Jugendverein Standard Lüttich. Seitdem lief er für ganze fünf weitere Vereine auf. Von Olympique Marseille ging es weiter zu Chelsea und hier liegt der Kern des Problems. Die Londoner investierten umgerechnet 39 Millionen Euro in den damaligen Jung-Nationalspieler. Wirklich festspielen konnte sich der Mittelstürmer allerdings nie. Stattdessen wurde er zunächst zum Edel-Joker und schließlich Teil der berüchtigten "Loan Army", bei der Chelseas Spieler bei anderen Vereinen geparkt werden. In Batshuayis Fall waren die Leihklubs zunächst zumindest hochkarätig. 2018 schlug Borussia Dortmund zu und der Belgier wusste zu überzeugen. Das Problem: durch die hohe Ablöse und das große Potenzial war der Spieler schlicht zu teuer.
Leih-Odyssee mit schwindendem Erfolg
Also ging es zwei Monate nach Leihende weiter nach Spanien. Bei FC Valencia traf Batshuayi nur dreimal in 23 Spielen, so dass er wieder zurück nach London musste. Es folgten gleich zwei Leihen zu Crystal Palace, bei denen der Belgier allerdings ebenfalls seinen Torriecher weitestgehend vermissen ließ. In der Nationalmannschaft hingegen lief es weiter ordentlich. Zwar ist der gebürtige Brüsseler hier in der Regel nur Joker oder Vertreter Romelu Lukakus, aber gerade unter diesem Gesichtspunkt sind seine Werte ordentlich. Batshuayis Problem ist schlicht, dass jeder weiß, welche Möglichkeiten er eigentlich hat. Daher wird er für jene Vereine, bei denen er unangefochtener Stammspieler wäre, zu teuer und bei Chelsea setzt man ihm regelmäßig andere Stürmer vor die Nase – aktuell wieder seinen Nationalmannschaftskollegen Lukaku. Bei Beşiktaş wird der Belgier gesetzt sein und frei aufspielen dürfen. Das könnte gut für sein Selbstvertrauen sein und seinem neuen Arbeitgeber wichtige Punkte bescheren. Gleichzeitig besteht das Risiko, dass sich Batshuayis Pechsträhne fortsetzt und er auch in Istanbul hinter den Erwartungen bleibt. Dann wird man wieder über sein Potenzial reden und ihn als gescheitert ansehen. Alle "Schwarzen Adler" drücken die Daumen, dass es in der Türkei wieder aufwärts geht für das einstige Wunderkind. Die Fähigkeiten dazu hätte Batshuayi bekanntlich allemal.