Wegen der eskalierenden Lage im Russland-Ukraine-Konflikt fordern Politiker wie Sportfunktionäre bereits, das für den 28. Mai angesetzte Champions-League-Finale in Sankt Petersburg Russland zu entziehen. Als möglicher Ausweichort würde sich dabei Istanbul anbieten, das in den vergangenen beiden Jahren jeweils mit der Finalaustragung vertröstet wurde. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.
"Die UEFA muss jetzt handeln" appellierten Mitglieder des Europaparlaments in Straßburg in einem am Dienstag veröffentlichten Offenen Brief an die UEFA und ihren Präsidenten Aleksander Ceferin. Das "Handeln" bezieht sich dabei auf einen schnellstmöglichen Entzug der Finalaustragung des Champions-League-Finales im russischen St. Petersburg. Auch internationale Politiker wie der britische Premierminister Boris Johnson und dessen außenpolitischer Kollege, Tom Tugendhat, drängen auf den europäischen Fußball-Dachverband auf eine zeitnahe Entscheidung, bezeichnen das aktuelle Spiel auf Zeit der UEFA gar als "beschämend".
Tatsächlich kann und darf das auf weltweiter Bühne repräsentative Endspiel um die Fußball-Krone Europas nicht in einem Land ausgetragen werden, das gegenwärtig den Frieden des ganzen Kontinents gefährdet. Konkrete Pläne, das Königsklassen-Finale zu verlegen gibt es aktuell aber (noch) nicht. "Die UEFA beobachtet die Situation ständig und genau. Wenn notwendig, wird zu gegebener Zeit eine Entscheidung getroffen", teilte die UEFA am frühen Dienstagabend dem Sport-Informations-Dienst mit.
Nach zweimaligem Nachsehen: Rolle rückwärts zugunsten Istanbuls und Münchens!
Dass die UEFA durchaus zügig eine Entscheidung fällen kann, wenn sie denn aufgrund des zunehmenden Drucks nur muss, hat sich in den vergangenen Jahren gleich zweifach gezeigt. Erst wurde aufgrund der Corona-Pandemie in der CL-Saison 19/20 ein kurzfristiges Final-8-Turnier in Portugal veranstaltet, um so dezentral die verbleibenden K.o-Runden des Turniers auszurichten. Dann ist das Champions-League-Finale 2021 nach Porto verlegt worden, nachdem die britische Regierung verschärfte Einreisebeschränkungen verhängt hatte und diese in Portugal zu jener Zeit nicht galten. Doppelter Verlierer dabei: Istanbul, das in zwei aufeinanderfolgenden Jahren das Nachsehen hatte, jeweils um die Finalaustragung gebracht und aktuell auf das Endspiel im nächsten Jahr vertröstet wurde.
Sollte sich die UEFA also zu einer Entscheidung gegen ein Finale in St. Petersburg aussprechen, kann es nur eine richtige Alternative geben: Die ersatzlose Streichung der russischen Millionenmetropole, verbunden mit dem Vorziehen der Austragungsorte der nächsten Jahre. Dann dürfte sich nicht nur Istanbul über eine doch noch frühere Austragung freuen, sondern auch München. Die bayerische Landeshauptstadt, aktuell vorgesehen für das CL-Finale 2025, könnte den dann freien Platz für 2023 einnehmen. 2024 ist bis dato fest an London (Wembley) vergeben und wurde auch in den vergangenen beiden Jahren im Zuge der Verlegungen nicht angerührt.
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