Auch die FCB-Bosse blicken auf eine turbulente Saison zurück. Während bei Nagelsmann sportlich nicht immer alles nach Plan lief und Salihamidžićs Transferpolitik zur Zielscheibe avancierte, kamen Kahn und Hainer bei der ersten JHV gewaltig unter die Räder. Klar ist, dass der Rekordmeister zur kommenden Saison ein anderes Gesicht in der Außendarstellung zeigen muss. Das LIGABlatt mit dem letzten Teil der FCB-Saison-Zeugnisse.
Julian Nagelsmann:
Sportlich konnte der 34-Jährige mit dem Gewinn der Meisterschaft lediglich das Minimalziel erreichen. Nach einer über weite Strecken furiosen Vorrunde zeigte der Rekordmeister in der Rückrunde zum Teil eklatante Schwächen, die letztlich auch zum Aus in den beiden Pokalwettbewerben führten. Womöglich wird es an der Säbener Straße noch eine gewisse Zeit brauchen, bis das Nagelsmann-System vollständig implementiert ist. Zur kommenden Saison wird es jedoch allen voran darum gehen, defensiv stabiler zu werden, was durch entsprechende Verstärkungen erreicht werden soll. Abseits des Platzes war Nagelsmann immer wieder auch mit anderen Themen, nicht zuletzt die Causa Kimmich rund um die Corona-Problematik, beschäftigt. In der Außendarstellung zeigte sich er als einziger stets souverän und abgeklärt in seinen Äußerungen. Einzig ein etwas unmissverständlicher Satz in Bezug auf die Freiwillige Feuerwehr unterlief dem 34-Jährigen, was er allerdings mit einem Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr wieder aus der Welt räumte. (Note: 3)
Hasan Salihamidžić:
Bei weiten Teilen der Fan-Szene bleibt der Sport-Vorstand umstritten. Auch in der vergangenen Transferperiode konnte der Bosnier bei den Neuzugängen nicht wirklich glänzen. Mit dem 42,5-Millionen-Neuzugang Upamecano sowie Sabitzer blieben zwei Sommer-Neuzugänge hinter den Erwartungen zurück. Während bei Upamecano noch Hoffnung auf Besserung besteht, scheinen bei Sabitzer bereits jetzt die Zeichen auf Abschied zu stehen. Ein Dauerthema beim Rekordmeister waren in dieser Saison die Vertragsverlängerungen wichtiger Leistungsträger im Kader. Während man mit Kimmich, Goretzka, Coman, Müller und Neuer fünf wichtige Spieler binden konnte, wird Lewandowski den Bayern den Rücken kehren. Mit Mazraoui und dem so gut wie feststehenden Wechsel von Gravenberch hat Salihamidžić die Transferperiode zumindest mit zwei vielversprechenden Spielern bereits eingeläutet. Ob es letztlich zu einer Transfer-Offensive kommen wird, bleibt abzuwarten. Seine Position wird bei einem möglichen Abschied von Lewandowski und der damit verbundenen Nachfolger-Suche wieder in den Vordergrund rücken. Als kritisch müssen weiterhin die ausbleibenden Transfererlöse betrachtet werden. Nach Alaba verlässt mit Süle ein weiterer FCB-Star den Verein ablösefrei. Öffentlich zeigte sich der Sport-Vorstand auch in dieser Spielzeit nicht immer souverän, hielt sich oftmals gar zurück. In den Medien wird mittlerweile auch berichtet, dass seine Position intern im Verein bereits umstritten sein soll . Im Großen und Ganzen wird die sportliche Zukunft von Salihamidžić wohl zwangsläufig von der kommenden Transferperiode abhängen. Weitere Fehlgriffe auf dem Transfermarkt darf sich der 45-Jährige daher nicht mehr erlauben. (Note: 4)
Oliver Kahn:
Anders als früher auf dem Platz zeigt sich der Rummenigge-Nachfolger sehr reflektiert und kontrolliert in seinen Aussagen. In einigen Themen hätte man sich in dieser Saison wohl ein forscheres Auftreten und eine klare Kommunikation erwünscht. Vor allem in Personalfragen vermisste man oftmals die klaren Statements. Zudem verlief auch seine erste Jahreshauptversammlung nicht nach Plan. Gemeinsam mit Hainer stand er im Mittelpunkt der Kritik, die bekanntlich mit dem Katar-Sponsoring zusammenhing. (Note: 4)
Herbert Hainer:
Der FCB-Präsident gab unter anderem auf der Jahreshauptversammlung eine unglückliche Figur ab. Neben Pfiffen und den "Hainer raus!"-Rufen, zeigte er sich auch bei dem Katar-Thema alles andere als überzeugend. Mit Blick auf die kommende JHV wird man gespannt sein, ob der 67-Jährige einen kühlen Kopf bewahren wird. (Note: 5)
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