Vorne trifft Fenerbahçe aktuell nach Belieben und zeigte sich auch gegen Istanbulspor gleich fünfmal kaltschnäuzig. Hinten allerdings klingelte es gegen den Aufsteiger allerdings ebenfalls zweimal und diese Gegentreffer zeigen die aktuellen Probleme schmerzhaft auf.

Bereits gegen Rennes waren individuelle Fehler, falsche Zuteilungen und die fehlende Balance zwischen Defensive und Offensive gleich dreimal nach hinten losgegangen. Im kleinen Stadtduell lud man den Gegner dann zum Tore schießen geradezu ein. Insbesondere die Innenverteidiger kommen aktuell nicht an ihr eigentliches Leistungsvermögen heran. Dies ist allerdings weniger Attila Szalai und Serdar Aziz selbst anzukreiden. Insbesondere der Ungar reißt in dieser Spielzeit ein unglaubliches Pensum ab: Mit Ausnahme des zweiten Spiels gegen Austria Wien in der Qualifikation für die Europa League stand der Abwehrchef durchgehend mindestens 90 Minuten auf dem Feld. Dazu kommen sechs Partien für sein Heimatland – ebenfalls immer über die volle Distanz. Bereits vor Wochen sprach Jorge Jesus davon, dass er dem 24-Jährigen gerne eine Pause genehmigen würde. Die Ausfälle von Luan Peres und nun auch Gustavo Henrique machen diesen Plan allerdings zunichte.

Kader zu dünn besetzt

Neben Szalai gibt es mit Aziz nur noch einen gelernten, fitten und spielberechtigten Innenverteidiger. Der 18-fache Nationalspieler kommt allerdings aus einer komplizierten Leistenverletzung, die ihn über Monate zum Zusehen zwang. Auch er würde mit Sicherheit von einer Verschnaufpause profitieren, muss allerdings ebenfalls durchspielen. Diese Konstellation ist höchst gefährlich, führt sie aktuell doch zu vermeidbaren Gegentoren und in Zukunft möglicherweise zu einer Besetzung mit ungelernten Innenverteidigern. Dieses Problem haben die Verantwortlichen allerdings zumindest ein stückweit selbst zu verantworten: Obwohl Jorge Jesus gerne mit einer Dreierkette spielen lässt, wurden lediglich vier Innenverteidiger für den Spielbetrieb gemeldet. Mauricio Lemos, der eine ordentliche Vorbereitung spielte und während der Qualifikation für die Europa League einsprang und gleich dreimal in der Startelf stand, fiel hingegen der Ausländerregelung zum Opfer. Ein zusätzlicher einheimischer Verteidiger wurde allerdings auch nicht verpflichtet, sodass Jesus nun mit der absoluten Minimalbesetzung arbeiten und auf eine teils wacklige Viererkette zurückgreifen muss. In der kurzen WM-Pause können sich die Spieler hoffentlich erholen und auch eine Nachjustierung auf dem Winter-Transfermarkt ist denkbar. Bis dahin stehen allerdings noch drei wichtige Spiele an, in denen vermutlich Szalai und Aziz nochmal die Zähne zusammenbeißen müssen.