Der FC Bayern und der wohl umstrittenste Rekordeinkauf aller Zeiten Lucas Hernández gehen getrennte Wege. Die düstere Bilanz der knapp vierjährigen Zusammenarbeit: Langwierige Verletzungen, die den Franzosen sportlich nie ankommen ließen. Mit dem Verkauf in Höhe von 45 Millionen Euro konnte zwar der Supergau verhindert werden. Aus Sicht des Rekordmeisters bleibt der Rekordtransfer allerdings ein teures Missverständnis.
Viele rieben sich im Sommer 2019 verwundert die Augen, als die damaligen FCB-Verantwortlichen um Sportdirektor Hasan Salihamidžić Lucas Hernández als teuersten Neuzugang der Vereinsgeschichte präsentierten. Als frisch gekürter Weltmeister mit Frankreich versprachen sich viele Fans, wohl eher der Tatsache geschuldet, dass man mit 80 Millionen Euro so tief in die Tasche griff wie noch nie zuvor, einiges vom damaligen 23-Jährigen. Knapp 4 Jahre später dürften sich allen voran die Kritiker des damaligen Transfers bestätigt sehen, denn sämtliche Risiken, die auch zum damaligen Stand schon bekannt waren, haben sich so gut wie über die gesamte Zeit beim Rekordmeister offenbart. Hernández bestätigte auch beim FC Bayern seine Verletzungsanfälligkeit. In diesem Zusammenhang müssen die langwierigen Verletzungspausen, die unter anderem einen Innenbandriss im Sprunggelenk, einen Meniskuseinriss und zuletzt den Kreuzbandriss umfassten, genannt werden. Die Ausfallzeiten sollten auch sportliche Konsequenzen haben.
Qualitäten kamen zu selten zum Vorschein
Möchte man die Leistungen des Franzosen mit den gezahlten 80 Millionen Euro vergleichen, so lässt sich das Missverständnis und die Fehlkalkulation der Verantwortlichen schnell ableiten. Hernández deutete seine Qualitäten zwar immer wieder an, doch die lange Verletzungsmisere setzte den letztlich zu lange außer Gefecht. Einen verlässlichen Abwehrchef, der die Abwehr über einen längeren Zeitraum als Leader auf dem Platz anführen sollte, bekamen die Bayern zu keinem Zeitpunkt. Letzterer sorgte vielmehr bei anderen Stars, angesichts der hohen Ablöse und des Gehalts, für Unverständnis. Nicht zuletzt die Bayern-Legende Alaba verloren die Bayern aufgrund zu hoher Gehaltsforderungen an Real Madrid – ein Abgang, der ohne Hernández im Kader wohl hätte verhindert werden können.
Sein Abgang hinterlässt einen faden Beigeschmack
Das Kapitel Lucas Hernández hat nach wochenlangen Gerüchten beim FC Bayern nun (endlich) ein Ende. Trotz vieler Widerstände und der zuletzt einmal mehr langen Ausfallzeit, haben die FCB-Verantwortlichen dem Franzosen zu keinem Zeitpunkt den Rücken gekehrt, vielmehr standen letztere dem Franzosen stets zur Seite. Auch in dieser schwierigen Zeit nach dem Kreuzbandriss bei der WM in Katar boten die Bayern einmal mehr eine Vertragsverlängerung an, was wiederum ein Vertrauensbeweis in Richtung der Qualitäten des Innenverteidigers war. Hernández entschied sich letztlich für einen neuen Weg, und das beim aktuell erfolgreichsten Klub in seiner Heimat Paris SG. Einzig der Verkauf in Höhe von 45 Millionen Euro lässt sich aus Bayern-Sicht positiv bewerten.
Für die Bayern mündete das Missverständnis im Großen und Ganzen dennoch in ein teures Minusgeschäft. Mit Blick auf die Zukunft macht zumindest Hernández-Nachfolger Kim Min-jae Hoffnung. Auch für den Südkoreaner griff man zwar tief in die Tasche, doch das Preis-Leistungs-Verhältnis und eine bisher nicht vorhandene Verletzungsanfälligkeit machen den 45-Millionen-Mann aus Bayern-Sicht zu einer Top-Lösung. Das "Monster" hat definitiv das Zeug dazu, zu einer echten Stütze in der Bayern-Defensive aufzusteigen. Spätestens dann dürften auch die sportlichen Erinnerungen an 80-Millionen-Mann Hernández so langsam aber sicher schwinden. Das teure Missverständnis werden viele Anhänger des Rekordmeisters so schnell aber nicht vergessen.
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