Am zweiten Spieltag der UEFA Nations League B empfing die Türkei Island. Nachdem man sich im ersten Spiel mit Mühe und Not ein glückliches 0:0 in Wales erkämpfte, gelang nun ein wenig gefährdeter 3:1-Sieg gegen die Nordlichter. Überragender Akteur des Spiels war Kerem Aktürkoğlu, dem ein Hattrick gelang. Aber nicht nur der neue Benfica-Spieler war an diesem Abend gut aufgelegt. Die türkische Nationalmannschaft gegen Island in der Einzelbewertung.
Mert Günok:
Der Torhüter der Türken war im ganzen Spiel kaum gefordert und hatte so keine wirkliche Gelegenheit sich auszuzeichnen. Die einzige wirklich gefährliche Aktion der Isländer mündete gleich in einem Kopfballtor durch Victor Pálsson per Kopf nach einer Ecke. Hier mangelte es Günok an der richtigen Strafraumbeherrschung und die Zuordnung in der türkischen Abwehr passte nicht. Ansonsten war vom 35-Jährigen nichts zu sehen. (Note: 4)
Eren Elmalı:
Auf seiner linken Abwehrseite machte der Trabzonspor-Profi richtig Dampf: Sowohl stand er defensiv sicher und gewann viele Zweikämpfe, auch trieb er sein Team von hinten regelmäßig durch Tiefenläufe nach vorne an und sorgte so für Dynamik im türkischen Spiel. Das zwischenzeitliche 2:1 legte der 24-Jährige dabei nach Kurzpasskombination zudem noch mustergültig auf. (Note: 2)
Abdülkerim Bardakcı:
Insgesamt unscheinbar, in der Defensive aber sehr stabil trug der Innenverteidiger dazu bei, dass den Isländern nach vorne hin nur wenig gelang. Während Bardakcı seine Sache in der Abwehr gut machte, unterliefen ihm vor allem im Spielaufbau einige unnötige Fehler und es mangelte etwas an Präzision in den Pässen. Dies blieb aber ohne Konsequenzen und mit zunehmender Spieldauer wurde der 30-Jährige auch immer sicherer. (Note: 2,5)
Merih Demiral:
Während sein Kollege in der Innenverteidigung mehr fürs Abräumen zuständig war, oblag Merih Demiral mehr Verantwortung im Spielaufbau. Hier machte der 26-Jährige seine Sache gut und spielte sowohl lange als auch kurze Pässe punktgenau in den Fuß seiner Mitspieler. Defensiv allerdings ließ sich der Al-Ahli-Spieler gerade in der Frühphase der Partie das eine oder andere Mal von den Isländern überrumpeln, sodass es zuweilen fast gefährlich geworden wäre. (Note: 3)
Mert Müldür:
Anders als Eren Elmalı auf der linken Seite interpretierte Müldür seine Außenverteidigerrolle merklich konservativer und agierte vor allem defensiv. Hierbei blieb der 25-Jährige zwar insgesamt stabil, wurde aber auch nur selten auffällig. In Spielminute 74 kam dann Zeki Çelik für Müldür in die Partie. (Note: 3)
İsmail Yüksek:
Der Sechser des türkischen Vizemeister Fenerbahçe zeigte einmal mehr, dass man nicht spektakulär sein muss, um ein richtig gutes Spiel abzuliefern. Völlig unaufgeregt, war Yüksek stets anspielbar, leitete Bälle weiter, ließ sich auch unter Druck nicht aus der Ruhe bringen und hielt im Mittelfeld die Statik des türkischen Spiels zusammen. Hierbei zeigte der 25-Jährige vor allem seine Qualitäten als tiefstehender Spielmacher, der mit langen Bällen über die gegnerische Mannschaft hinweg immer wieder Angriffe einleiten kann. Aufgrund einer Verletzung musste İsmail Yüksek dann in der 87. Spielminute den Platz verlassen. Für ihn kam Kaan Ayhan ins Spiel. (Note: 2)
Hakan Çalhanoğlu:
An der Seite von İsmail Yüksek konnte sich auch Hakan Çalhanoğlu tiefer fallen lassen und von hinten heraus das Spiel aufbauen. Zwar bestach der Kapitän der türkischen Mannschaft wie gewohnt durch eine hohe Passgenauigkeit, allerdings mangelte es ihm etwas an Risikobereitschaft, um gezielt Angriffe einzuleiten, weshalb er nur selten wirklich in Erscheinung trat. Zur Pause wurde der 30-Jährige dann durch Orkun Kökçü ersetzt, der mehr Dynamik ins türkische Spiel bringen sollte. (Note: 3)
Kerem Aktürkoğlu:
Dies war ein perfektes Spiel des türkischen Linksaußen, anders kann man das nicht sagen! Von Anfang an machte der neue Benfica-Profi seine Sache richtig gut und sorgte durch Tiefenläufe für Gefahr. Auch bestach Aktürkoğlu im Gegenpressing, wobei er die Isländer immer wieder unter Druck setzte und diese so zu Fehlern zwang. Seine drei Tore waren alle gänzlich unterschiedlich, zeigten aber alle Qualitäten des 25-Jährigen: Einmal behielt er im Strafraum die Übersicht und legte den Ball flach in die lange Ecke, einmal zog er traumhaft aus knapp 25 Metern ab und einmal lupfte er die Kugel nach einem Konter perfekt über den gegnerischen Torhüter hinweg ins Tor. Auch abseits seiner drei Treffer war Aktürkoğlu ein steter Unruheherd, weshalb sogar noch mehr Treffer möglich gewesen wären. (Note: 1)
İrfan Can Kahveci:
Nominell als Zehner im offensiven Mittelfeldzentrum aufgestellt, rotierte der Fenerbahçe-Angreifer immer wieder mit seinem Nebenmann Arda Güler und zog so nach außen, wodurch Güler ungestört nach innen rücken konnte. Auf diese Weise riss Kahveci wiederholt Lücken in der gegnerischen Abwehr, was zur Chancenbildung seiner eigenen Mannschaft führte. Insgesamt machte der 29-Jährige vor allem im Spiel ohne Ball eine richtig gute Partie, während er am Ball nur selten glänzte. Mit dem Leder am Fuß tatsächlich verhedderte sich Kahveci immer wieder und hatte im Dribbling nur wenig Erfolg. In der 74. Spielminute wurde er dann durch Kenan Yıldız ersetzt. (Note: 2,5)
Arda Güler:
Als inverser Flügelspielmacher konnte Arda Güler an diesem Abend seine kreative Klasse zeigen, der durch kluge Schnittstellenpässe und Kurzpasskombinationen das türkische Offensivspiel lenkte. Nicht nur legte der 19-Jährige das 3:1 mustergültig auf, auch leitete er mehrere andere Großchancen ein und schaffte es zudem durch geschickte Dribblings mehrere Gegenspieler zu binden. Einziges Manko im Spiel des Mittelfeldmanns von Real Madrid waren seine Mutlosigkeit im Abschluss und dass er zuweilen einen Gegner zu viel austanzen wollte. Ansonsten war dies mal wieder ein richtig starker Auftritt der türkischen Nummer 8. (Note: 1,5)
Mehmet Umut Nayir:
Dass die Türkei Qualitätsprobleme im Sturmzentrum hat, dass war auch mit Mehmet Umut Nayir in der Startformation zu sehen: Zwar offenkundig sehr bemüht und mit guten Bewegungen konnte der Konyaspor-Angreifer nur selten wirklich ins Spiel eingebunden werden und wenn er mal die Chance zu einem guten Abschluss bekam, wirkte der 31-Jährige sehr glücklos. Dennoch legte er behielt er in der zweiten Spielminute im gegnerischen Strafraum den Überblick und legte auf Kerem Aktürkoğlu ab, der dann das zwischenzeitliche 1:0 erzielte. Nach 81 gespielten Minuten hatte Nayir Feierabend und für ihn betrat Okay Yokuşlu den Platz. (Note: 3)
Orkun Kökçü (ab Spielminute 46):
Während der Europameisterschaft war Orkun Kökçü kräftig in die Kritik geraten und viele Zuschauer zeigten sich von seinen Leistungen sehr enttäuscht. An diesem Abend kam der Benfica-Spieler dann von der Bank und hatte die Gelegenheit, seine Sache besser zu machen als der insgesamt blassgebliebene Kapitän Hakan Çalhanoğlu und Kökçü lieferte ab: Mit seiner Einwechslung kam gleich eine neue Dynamik ins türkische Spiel, das nun wesentlich stringenter nach vorne ging. Hierbei ging der 23-Jährige sowohl im Spiel gegen den Ball resolut vor und gewann wichtige Zweikämpfe, als Box-to-Box-Spieler trug er die Kugel auch wiederholt weit nach vorne und bestach durch gute Dribblings, allerdings verpasste Kökçü zu oft das Abspiel im richtigen Moment, weshalb einige aussichtsreiche Situationen letztlich im Sande verliefen. (Note: 2)
Zeki Çelik (ab Spielminute 74):
Für den unauffälligen Mert Müldür ins Spiel gekommen, änderte sich mit Zeki Çelik auf dem Platz nur wenig. Zwar versuchte der Römer durch einige übergreifende Läufe für Gefahr zu sorgen, blieb dabei aber meistens in der gegnerischen Abwehr hängen. Dennoch beging 27-Jährigen auch keine kapitalen Fehler, weshalb das türkische Spiel auch gerade in der Schlussphase dominant und kontrolliert blieb. (Note: 3)
Kenan Yıldız (ab Spielminute 74):
Das Top-Talent des italienischen Rekordmeisters Juventus Turin versuchte gleich nach seiner Einwechslung durch Vorstöße in den gegnerischen Strafraum für Gefahr zu sorgen, ging aber zwischen den körperlich deutlich überlegeneren isländischen Abwehrspielern unter, weshalb es dem 19-Jährigen nicht so recht gelingen wollte, einen Fuß ins Spiel zu bekommen. Ließ er sich dann aber mal fallen, konnte Yıldız seine Qualitäten im Kombinationsspiel zeigen, jedoch kam dies nur selten vor. (Note: 3,5)
Für Mittelstürmer Mehmet Umut Nayir eingewechselt, sollte Yokuşlu für zusätzliche defensive Stabilität sorgen, dass die Isländer nicht womöglich noch zum zwischenzeitlich möglichen Ausgleich kämen. In seiner defensiven Rolle war Okay Yokuşlu aber praktisch gar nicht gefordert, sondern spielte lediglich risikofreie Pässe. Eine adäquate Bewertung seiner Leistung ist daher nicht möglich.
Was man über Okay Yokuşlu sagen kann, trifft im Prinzip auch für Kaan Ayhan zu: Als Ersatz für den angeschlagenen İsmail Yüksek sollte der Galatasaray-Profi für defensive Sicherheit sorgen, war in dieser Funktion aber kaum bis gar nicht gefordert. Eine wirkliche Leistungsbewertung ist daher auch hier nicht möglich.