Deutschland und die Türkei verbinden besonders vielfältige und enge Beziehungen, zu denen circa drei Millionen türkischstämmige Menschen in Deutschland einen wichtigen Beitrag leisten. Alles begann während der Nachkriegszeit, als aus Mangel an Arbeitskraft ausländische Gastarbeiter angeworben wurden. Viele Menschen stammten dabei aus der Türkei. Anfangs nur als temporärer Aufenthalt angedacht, fanden die Gäste eine neue Heimat in der Bundesrepublik. Über die Jahrzehnte haben sich die Kulturen so sehr miteinander vermischt, dass die türkischen Einflüsse ein Teil von Deutschland geworden sind.
Relevanz der türkischen Sprache
Die Einflüsse der Türkei machen sich hierzulande besonders auf der sprachlichen Ebene bemerkbar. Gerade in urbanen Ballungszentren ist die Relevanz der türkischen Sprache sehr hoch. Das lässt sich schnell an Hauptstraßen oder Einkaufspassagen erkennen. So gibt es unzählige Läden, in denen die türkische Sprache eine Rolle spielt – etwa in Friseursalons oder türkischen Supermärkten.
Doch nicht nur in der analogen, sondern auch in der digitalen Welt ist die Relevanz der türkischen Sprache zu erkennen. So kann mittlerweile auf den Webseiten offizieller Behörden und Ämter in Deutschland die türkische Sprache ausgewählt werden. Oftmals wird diese sogar vor Englisch angezeigt.
Selbst in vermeintlichen Nischen spielt die türkische Sprache in Deutschland eine wichtige Rolle – etwa in der Glücksspielindustrie. Der große Anteil der türkischstämmigen Menschen in der Bundesrepublik macht eine nicht ganz unwichtige Zielgruppe für die einzelnen Online-Casinos aus. So wird etwa auf der Branchenplattform onlinecasinosdeutschland.com auf Türkisch erklärt, welche Glücksspielseiten in Deutschland aktuell zu den Besten gehören.
Der Döner – Das höchste Kulturgut der Türkei?
Um den Döner ranken sich zahlreiche Märchen und Mythen. Eine beliebte Variante besagt, dass 1971 ein gewisser Mehmet Aygün den Döner erfunden hat. Nicht aber etwa im tiefsten Anatolien oder mitten in Istanbul, sondern am Cottbusser Damm in Berlin-Kreuzberg – mehr kultureller Einfluss geht eigentlich nicht.
Reiseberichte aus dem 18. Jahrhundert belegen allerdings, dass es zu dieser Zeit in Anatolien bereits senkrechte, sich drehende Spieße gegeben hat, an denen Fleisch gegrillt wurde. Damals war es vorwiegend Hammelfleisch. Das türkische Wort für "sich drehen" ist "dönmek". Daraus leitet sich die Bezeichnung Döner ab. „Kebab“ bezeichnet auf Türkisch kleine, gebratene Fleischstücke. Der Döner Kebab ist also einfach ein Gericht aus kleinen, an einem sich drehenden Spieß gebratenen Fleischstücken. Aber er ist nicht das Nationalgericht der Türkei.
Kebabs sind allerdings sehr beliebt bei der türkischen Bevölkerung. Neben dem Döner Kebab gibt es beispielsweise auch noch den Schisch Kebab. Das ist ein Spieß mit Lammfleisch- und Paprikastücken, der einfach auf den Grill gelegt wird.
Türkische Nachspeisen
Ein Essen ohne Nachspeise ist in der Türkei kein richtiges Essen. Dieses Mantra hat sich auch vielerorts in Deutschland breitgemacht. Die Spezialitäten aus dem orientalischen Land sind hierzulande sehr beliebt. Besonders populär ist Baklava. Das sind kleine Teigteilchen mit Nüssen und Pistazien, die in Honig und Sirup getränkt werden. Ebenfalls in Zuckersirup getränkt werden der Zitronen-Grießkuchen Revani und die Hefebällchen Lokma.
Türkei – ein beliebtes Urlaubsziel
Die Türkei wird jedes Jahr von Millionen von Touristen besucht. Das Land ist damit eins der beliebtesten Reiseziele der Welt. Dafür gibt es verschiedene Gründe, darunter ein einfaches und offenes Visumsystem.
Auch in Deutschland ist die Türkei ein besonders beliebtes Reiseziel. Die Bundesbürger genießen laut einer Studie der türkischen Behörde die gastfreundliche Bevölkerung der Türkei und die modernen Dienstleistungen im Land. Kulturell in Kontakt gekommen sind dabei viele Deutsche bereits in der Bundesrepublik, was wiederum einen erheblichen Einfluss auf die Wahl des Urlaubsziels hat.
Prägung der deutschen Kulturszene
Viele türkischstämmige Menschen schlugen mit Liedern, Bildern, Büchern und Filmen eine Brücke zur alten Heimat und setzten sich mit der neuer Heimat auseinander. So entstanden Lieder auf Türkisch über das Leben im "gurbet", der Fremde, über Heimweh und Sehnsucht. Unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit entstand eine Parallelmusikszene. Erst Ende der 1970er-Jahre wendeten sich Musiker wie Ozan Ata Canani in seinem Lied Deutsche Freunde auch auf Deutsch an die Mehrheitsgesellschaft.
Eine zweite Welle von Einwanderern kam in den 1980er-Jahren nach Deutschland – als politisch Verfolgte und Intellektuelle. Der Liedermacher Cem Karaca floh etwa aufgrund des Militärputschs von 1980 ins Exil flohen. „Komm Türke, trink deutsches Bier, dann bist du auch willkommen hier“, kommentierte er in seiner sarkastischen Ballade Willkommen die Integrationsdebatte.
In den 1990er-Jahren meldeten sich die Söhne der Einwanderer zu den rassistisch motivierten Anschlägen von Mölln und Solingen. Die Hip-Hop Gruppe Cartel traf mit ihrem Song Cartel einen Nerv bei Jugendlichen und machte türkischsprachigen Rap auch in der Türkei populär.
Einfluss auf Schauspiel- und Filmlandschaft
Auch die Schauspiel- und Filmlandschaft hat sich unter dem Einfluss türkeistämmiger Schauspieler und Filmemacher stark verändert. Während der Film 40 qm Deutschland von Tevfik Başer aus dem Jahr 1986 als Ausgangspunkt des deutsch-türkischen Kinos gilt, ist der Hamburger Regisseur und Golden-Globe-Preisträger Fatih Akin eine auch international anerkannte Größe.
Ab den 2000er Jahren entstanden mit Serien und Filmen wie Türkisch für Anfänger und Almanya – Willkommen in Deutschland eine Reihe von Komödien, in denen türkeistämmige Filmemacher der dritten Generation die Themen Identität, Integration und Heimat auf leichte, humorvolle Art behandelten.
Religiöse Einflüsse
Einer der größten Unterschiede zwischen der deutschen und türkischen Kultur ist die Religion. Die Bundesrepublik ist ein christlicher Staat. In der Türkei glaubt die Mehrheit der Menschen an die islamische Lehre. Die Gastarbeiter brachten diesen Glauben mit nach Deutschland und gaben ihn an die hier geborenen Generationen weiter.
Heute gehört der Islam ein stückweit zu Deutschland. Das sieht man nicht zuletzt an den prächtigen Moscheen in großen Städten und den vielen kleinen Gebetshäusern. Besonders stark kommt der religiöse Einfluss während der Fastenzeit zum Vorschein, die im Vorfeld der zwei wichtigsten Feiertage des Islams beginnt – das Zucker- und das Opferfest.
Muslime nehmen fast den halben Tag weder Flüssigkeit noch Nahrung zu sich. Das Fastenbrechen zu später Stunde ist entsprechend ein Highlight und wird mit einem Festmahl gefeiert. Aus den türkischen Bäckereien und Dönerläden strömt dann ein Geruch von frischem Fladenbrot auf die Straßen.
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