Wilder Ritt mit schwarz-weißem Ende: Im Hinspiel der Conference-League-Playoffs verspielt Beşiktaş auswärts gegen Dynamo Kiew zwei Führungen, ist am Ende aber dennoch der glückliche Gewinner. Zaynutdinovs Last-Minute-Treffer in der fünften Minute der Nachspielzeit beschert den "Schwarzen Adlern" eine hervorragende Ausgangsposition für das Rückspiel.
In der Startaufstellung von Beşiktaş gab es auf den ersten Blick keine Überraschungen. Trainer Şenol Güneş bot die vermeintliche Top-11 auf, was allerdings auch bedeutete, dass unter anderem die namhaften Sommer-Neuzugänge Rebić, Rashica oder Onana nur auf der Bank Platz nahmen.
Wegen der nach wie vor anhaltenden Kriegssituation in der Ukraine trat Dynamo Kiew das nominelle Heimspiel im rumänischen Bukarest auf. Für Beşiktaş hatte das Vorteil, dass das vermeintliche Auswärtsspiel nicht ganz so weit entfernt stieg wie im eigentlichen Spielort in der Ukraine. Ob Reisebonus oder nicht – die "Schwarzen Adler" starteten gut in die Partie, eroberten sich früh eine Hoheit auf dem Platz, waren aber sichtlich darauf bedacht, keine Fehler zu begehen. Was trotz der optischen Überlegenheit zur Folge hatte, dass Chancen eher rar gesät wären. Mit Ausnahme einer aussichtsreichen Doppelchance, wobei erst Aboubakar an Kiew-Keeper Bushchan scheiterte und im Anschluss Bulut (21.) mit dem Nachschuss mehr am eigenen Unvermögen, war wenig geboten. Kurz vor der Pause dann erst die große Chance zur Führung vom Punkt, die Aboubakar (40.) eiskalt nutzte. Der Kameruner versenkte einen Handelfmeter, den der englische Schiedsrichter England nochmal via VAR checkte, lässig in die linke untere Ecke – Bushchan sprang nach rechts. 1:0 für Beşiktaş dann auch der Zwischenstand zur Halbzeit.
Colleys erneute Führung hält nur kurz – Zaynutdinov hat letztes Wort
Nach dem Seitenwechsel dann beinahe die kalte Dusche für die türkischen Gäste: Karavaev (47.) schweißte den Ball nach toller Ballverarbeitung aus 13 Metern sehenswert in den linken Knick, der vermeintliche Ausgleich zählte wegen einer vorangegangenen Abseitsposition bei der Flanke aber nicht. Mitte des zweiten Durchgangs überschlugen sich dann allerdings die Ereignisse. Shaparenko erzielte für ein stetig mutiger werdendes Kiew nach einer Stunde den Ausgleich. Colley (64.) köpfte eine Ecke von der rechten Seite, die ungewöhnlicherweise Aboubakar ausführte, wuchtig ein und stellte so zunächst die BJK-Führung wieder her, die aber nur kurz halten sollte. Denn keine zwei Minuten später traf auch Kiews Voloshyn (66.) aus kurzer Distanz mit dem Schädel, ließ Günok dabei keine Chance und stellte so auf 2:2. Zwar hatte Dynamo inzwischen deutlich besser in die Partie gefunden, dass Beşiktaş aber gleich zwei Führungen aus der Hand gab, lag in erster Linie am Adler-Spiel selbst, das durchweg von leichtsinnigen und sich wiederholenden Fehlern geprägt war. Und dennoch waren es die Türken, die in diesem wilden Ritt das letzte Wort hatten. In einer großartig vorgetragenen Koproduktion der beiden Neuzugänge Rashica und Zaynutdinov (90.+5) überwand Letzterer Kiews Keeper final zum 3:2-Endstand.
Donnerstag nächste Woche steigt in Istanbul dann das Rückspiel. Geht Beşiktaş als Sieger aus beiden Duellen hervor, ist das Ticket für die Gruppenphase der Conference League gebucht.
Foto: X / Beşiktaş JK