In einer spektakulären Partie muss sich Beşiktaş nach zwischenzeitlicher 3:0-Führung mit einem 3:3 bei Alanyaspor zufrieden geben. Die große Wende zugunsten der Gastgeber brachte die Gelb-Rote Karte gegen Emrecan Uzunhan in der 37. Minute. Danach spielte nur noch Alanya, wofür die Hausherren mit dem späten Ausgleich in der Nachspielzeit belohnt wurden. Über seinen Einstand im türkischen Fußball-Oberhaus durfte sich am Sonntagabend der 19-jährige Berkay Vardar freuen.
Vor dem Spiel sorgte Trainer Valérien Ismaël für eine kleine Überraschung, indem er von seinem üblicherweise präferierten 4-3-3 beziehungsweise 3-4-3 abwich und eine 4-2-3-1-Formation auf den Rasen schickte. Dabei vertraute der 46-Jährige seinem Stammtorhüter Destanoğlu, vor dem sich eine Viererkette aus Masuaku, Saïss, Uzunhan und Rosier bildete. Im defensiven Mittelfeld agierten Fernandes und Süper-Lig-Debütant Vardar, während N’Koudou, Uçan und Ghezzal in der vorderen Mittelfeld-Reihe von Beginn an aufliefen. Im Sturm startete Weghorst erwartungsgemäß.
Keine Zeit zum Durchschnaufen im ersten Durchgang
In einer hektischen Anfangsphase spielte Georges-Kévin N’Koudou die Hauptrolle. Zunächst wurde der 27-jährige Franzose nach weniger als einer Minute mit der Gelben Karte verwarnt, bevor er kurze Zeit später für positive Schlagzeilen sorgte: Weghorst verlängerte eine Ecke von Ghezzal, N’Koudou reagierte gedankenschnell und verwertete die Vorlage des 1,97-Meter-Hünen Weghorst zum 1:0 für Beşiktaş (3.). Gastgeber Alanyaspor ließ sich vom frühen Führungstreffer der "Schwarzen Adler" aber nicht nachhaltig aus dem Konzept bringen und glich nur drei Minuten später beinahe durch einen Fernschuss von Zinedine Ferhat aus. Ansonsten war BJK im ersten Durchgang die wesentlich präsentere Mannschaft, was sich neben der Gelben Karte gegen N’Koudou auch in Verwarnungen gegen Uzunhan und Weghorst widerspiegelte. Die Ismaël-Schützlinge gingen aber nicht nur hart zur Sache, sondern spielten zeitweise auch feinen Fußball – wie auch beim 2:0 nach 21 Minuten: Nach passgenauem Anspiel des formstarken Ghezzal ließ Uçan Alanyaspor-Schlussmann Karagöz mit einem perfekt platzierten Schuss ins linke untere Eck keine Chance. Die "Schwarzen Adler" fühlten sich mit der 2:0-Führung im Rücken nun richtig wohl und machten weiterhin mächtig Druck. Als Targhalline nach einer halben Stunde Ghezzal im Strafraum zu Fall brachte, blieb Schiedsrichter Yasin Kol keine andere Wahl, als auf den Punkt zu zeigen. Der Gefoulte trat selbst an und verwandelte den fälligen Strafstoß eiskalt ins rechte obere Eck zum 3:0 (31.). Trotz – oder gerade wegen – der deutlichen Führung erlaubte sich Beşiktaş immer wieder die eine oder andere Unkonzentriertheit, was in der 37. Minute schwerwiegende Folgen für Uzunhan mit sich brachte: Nach einem ungestümen Foul zeigte Referee Kol dem 21-Jährigen zum zweiten Mal an diesem Abend die Gelbe Karte, sodass dieser vorzeitig zum Duschen geschickt wurde. Alanyaspor witterte nun Morgenluft und verkürzte wenige Augenblicke vor dem Pausenpfiff durch einen direkten Freistoß von Bekiroğlu auf 1:3 (45.+4).
Worst-Case-Szenario tritt ein
Um den Vorsprung auch in Unterzahl abzusichern, entschied sich Ismaël zu Beginn der zweiten Hälfte für einen dreifachen Wechsel. Die drei Torschützen Ghezzal, N’Koudou und Uçan verließen den Platz, dafür durften Uysal, Boyd und Montero neu mitwirken – insbesondere bei Ghezzal, aber auch bei N’Koudou und Uçan, wohl aus rein systembedingten und nicht leistungsbedingten Gründen. An der Marschroute für die zweiten 45 Minuten bestanden derweil keinerlei Zweifel: Es galt aus BJK-Sicht, gekonnt zu verteidigen und bei Gelegenheit den einen oder anderen Entlastungsangriff einzustreuen. Beşiktaş war nun anzumerken, möglichst viel Tempo nach der wilden ersten Halbzeit aus dem Spiel herausnehmen zu wollen, was der Truppe vom Bosporus zunächst auch ordentlich gelang. Nachdem die Hausherren aus der Überzahl abgesehen vom 1:3 kaum Kapital schlagen konnten, hoffte Alanyaspor-Trainer Francesco Farioli mit ganzen vier Wechseln nach in etwa einer Stunde auf neuen Schwung. Erwartungsgemäß beschränkte sich der Ballbesitz der "Schwarzen Adler" mehr und mehr auf ein absolutes Minimum, was Alanya jedoch nicht zu nutzen wusste. Bis zur Trinkpause nach knapp 70 Minuten sah dementsprechend alles nach dem zweiten Saisonsieg für BJK aus. Das große Zittern brach dann allerdings doch noch aus, als Saïss einen misslungenen Klärungsversuch per Kopf im eigenen Tor versenkte und Alanya somit auf 2:3 heranbrachte (81.). In der Folge nahm das Unheil aus Beşiktaş-Sicht seinen Lauf: Nach einem ungeschickten Einsteigen von Fernandes im Strafraum wurde den Hausherren in der zweiten Minute der Nachspielzeit tatsächlich noch ein Elfmeter zugesprochen, den Daniel Candeias zum 3:3-Endstand verwandelte. Die "Schwarzen Adler" fahren somit trotz eines zwischenzeitlichen 3:0-Vorsprungs mit lediglich einem Zähler zurück nach Istanbul.
Die nächste Chance auf Punkte bietet sich BJK am kommenden Sonntag gegen Fatih Karagümrük, wenn der Ball im Vodafone Park ab 20.45 Uhr (MEZ) rollt. Gegen den ebenfalls in Istanbul beheimateten Tabellenachten der Vorsaison, der Alanyaspor am ersten Spieltag mit 2:4 unterlag und dieses Wochenende spielfrei hat, soll der zweite Sieg der noch jungen Saison eingefahren werden.