Erstmals vom neuen Trainer Ole Gunnar Solskjær betreut, hat Beşiktaş zu ungewohnter Europa-League-Zeit am frühen Mittwochabend einen ebenso unerwarteten wie überzeugenden 4:1-Sieg über Mitfavorit Athletic Bilbao gefeiert. In einer unterhaltsamen Begegnung zeigte sich BJK in allen relevanten Bereichen verbessert, wobei insbesondere Milot Rashica und Rafa Silva aus einem starken Kollektiv herausstachen. Mit der aktuellen Bilanz von neun Punkten aus sieben Spielen haben die "Schwarzen Adler" realistische Chancen auf die Play-offs.

Bei seinem Debüt als BJK-Cheftrainer setzte Ole Gunnar Solskjær auf eine 4-2-3-1-Formation. Diese bildeten zu Beginn Günok, Masuaku, Uduokhai, Topçu, Svensson, Al Musrati, Gedson Fernandes, Muçi, Rafa Silva, Rashica und Sturmspitze Immobile.

Bilbao egalisiert Rashica-Hammer Sekunden vor der Halbzeit

Dass das Heimspiel von Beşiktaş gegen den Tabellenzweiten Athletic Bilbao eine schwierige Aufgabe werden würde, offenbarte alleine schon ein Blick auf die Europa-League-Tabelle vor dem 7. Spieltag: Während die ungeschlagenen Spanier auch dank der besten Defensive des Wettbewerbs so gut wie sicher mit dem direkten Einzug ins Achtelfinale planen können, kämpfen die "Schwarzen Adler" darum, sich überhaupt die Chancen auf die Play-offs – also einen Platz unter den besten 24 Mannschaften der Abschlusstabelle – zu wahren. Trotz der klaren Kräfteverhältnisse zeigten sich die Hausherren vom Dolmabahçe-Palast zunächst alles andere als eingeschüchtert – generell bot die ausgeglichene Anfangsphase auf beiden Seiten viel Tempo, auch wenn dabei keine Großchancen zustande kamen. Der erste nennenswerte Abschluss der Partie hatte es dann aber gleich in sich: Einen gut vorgetragenen BJK-Angriff und eine sehenswerte Hacken-Vorarbeit von Rafa Silva veredelte Rashica mit einem Sonntagsschuss von der Strafraumgrenze aus zum nicht unverdienten 1:0 (17.). Eben genau einen solchen Start dürfte sich Solskjær von seiner neuen Mannschaft gewünscht haben, die von der ersten Minute an leidenschaftlich zu Werke ging, im Zuge dessen durchaus ansprechenden Fußball spielte und auch gegen den Ball intensiv arbeitete. In anderen Worten: Beşiktaş war im Vergleich zum Großteil der bisherigen Saison kaum wiederzuerkennen, was das 1:1 kurz vor der Pause jedoch nicht verhindern konnte (45.). Der Treffer von Gómez, zu dem der Ball im Strafraum mit reichlich Zufall gelangte, wäre beinahe noch wegen Abseits durch den VAR einkassiert worden, aber eben nur beinahe.

Beşiktaş so spielfreudig wie lange nicht mehr

Der zweite Durchgang begann ebenso schwungvoll wie der erste und brachte mehrere aussichtsreiche Möglichkeiten für die "Schwarzen Adler" mit sich. Erst scheiterte Immobile an Athletic-Torwart Agirrezabala (46.), bevor auch der starke Rafa Silva das Nachsehen im Duell mit dem 24-jährigen Spanier hatte (51.). Drei Minuten später dann die nächste Riesenchance für BJK: Nach hervorragendem Anspiel von Gedson Fernandes entkam Rashica seinem Gegenspieler und auch Agirrezabala war diesmal bereits bezwungen. Doch Núñez konnte den Abschluss des kosovarischen Flügelspielers mit einer starken Rettungstat gerade noch so rechtzeitig vor der Torlinie klären. Was sich mit Pauken und Trompeten angedeutet hatte, wurde in der 60. Spielminute zur Realität – nämlich das 2:1 für die Solskjær-Schützlinge. Wie schon beim ersten BJK-Treffer war es dabei eine Co-Produktion von Rafa Silva und Rashica, die zum Erfolg führte. Seinen zweiten Assist des Abends sicherte sich Rafa Silva, indem er Agirrezabala umkurvte und im Anschluss mit viel Übersicht auf den einschiebenden Doppeltorschützen Rashica querlegte. Kurz darauf ersetzte auf Bilbao-Seite Iñaki Williams seinen glücklosen Bruder Nico, der bei der Europameisterschaft im vergangenen Sommer noch für Furore gesorgt hatte, in dieser Saison bislang aber hinter den gestiegenen Erwartungen zurückbleibt. Für viel Frust bei beiden Williams-Brüdern dürfte das 3:1 für die Gastgeber gesorgt haben, das mit dem Glück des Tüchtigen auf das Konto von Rafa Silva ging (78.) – der Portugiese brachte den Ball im zweiten Versuch im gegnerischen Tor unter. Dass der eingewechselte João Mário in der Nachspielzeit per Strafstoß sogar noch zum 4:1-Endstand traf, machte den Abend aus Beşiktaş-Sicht endgültig perfekt. Besser hätte der Einstand von Solskjær nicht laufen können.

Am Sonntag sitzt Solskjær erstmals in der Süper Lig auf der Trainerbank, Gegner ist dann auswärts Antalyaspor. Zum Abschluss der Europa-League-Ligaphase trifft Beşiktaş am 30. Januar in den Niederlanden auf Twente Enschede.

Foto: X / Beşiktaş JK