In einer unterhaltsamen Partie musste sich der amtierende türkische Vizemeister Fenerbahçe beim mehrfachen Europa-League-Sieger FC Sevilla letztlich verdient mit 0:2 geschlagen geben. Auf eine mehr als ordentliche erste Halbzeit folgte aus Fener-Sicht ein deutlicher Leistungsabfall im zweiten Durchgang. Die Andalusier netzten im Sinne einer europäischen Top-Mannschaft zweimal eiskalt ein. Den Türken droht nun nach der Pleite im Hinspiel das vorzeitige Aus in der Europa League.
Personell veränderte Fenerbahçe-Coach Jorge Jesus seine Startelf vom 2:1-Sieg in Kayseri nur auf zwei Positionen. Serdar Aziz und Irfan Can Kahveci ersetzten Diego Rossi und Arda Güler. Lincoln wanderte eine Position weiter vorne auf den linken Flügel, während Szalai von seiner angestammten Position als Innenverteidiger nach hinten links rückte. Offensiv setzte Jesus einmal mehr auf das Duo um Enner Valencia und Joshua King.
Sevilla mit mehr Ballbesitz, Fenerbahçe hat die Chancen
Vor heimischer Kulisse im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán starteten die Hausherren aus Sevilla munter in die Partie. Die Schützlinge von Trainer Jorge Sampaoli strotzen aktuell in der spanischen Liga nicht wirklich vor Selbstvertrauen, weshalb das Spiel gegen den türkischen Vizemeister umso wichtiger war. Aus der spielerischen Überlegenheit in der Anfangsphase sprang für die Spanier nichts Nennenswertes heraus. Der erste Hochkaräter der Partie ging dann an die Gäste aus Kadıköy. King setzte sich auf der linken Außenbahn durch und bediente mit einer halbhohen Flanke den im Zentrum lauernden Valencia. Der Top-Torjäger versuchte die Flanke per Flugkopfball zu verwerten, verpasste den Ball aber denkbar knapp (21.). Die Gäste drängten weiter auf den Führungstreffer. Nur fünf Minuten später setzte Valencia den einlaufenden King in Szene, der alleine vor Keeper Dmitrovic scheiterte – die bis dato größte Chance der Partie! Bis zur Halbzeitpause versuchten die Hausherren das Spiel zu ordnen, was aber nur bedingt gelingen wollte. Die Gäste aus Istanbul wirkten sehr dynamisch und wach in den Zweikämpfen, was kurz vor dem Halbzeitpfiff den Spaniern beinahe zum Verhängnis wurde. Dieses Mal flankte Rechtsverteidiger Kadıoğlu unbedrängt auf King (45.+1), der seinen Kopfball aber zu hoch ansetzte. Die Türken machten über weite Strecken der ersten Halbzeit den gefestigteren Eindruck und hatten die besseren Chancen auf ihrer Seite, was mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit auch zur Führung hätte führen müssen. So ging es aber mit dem torlosen Unentschieden in die Kabine.
Fener mit Leistungsabfall, Sevilla schlägt eiskalt zu
Ohne personelle Veränderungen ging es für Fenerbahçe zurück auf den Rasen. Sevilla-Coach Sampaoli hingegen reagierte und brachte Jordan für Alex Telles. Die Einwechslung sollte sich nur wenige Minuten später direkt auszahlen, denn mit der ersten zwingenden Chance klingelte es im Tor von Fener-Keeper Bayındır. Bryan brachte aus halblinker Position einen Pass in den Strafraum, der eigentlich für Rakitic angedacht war. Der Kroate kam jedoch nicht an den Ball, weshalb das Leder auf den ersten eingewechselten Jordan zurollte, der direkt abzog. Sein Schuss wurde von Arão noch unglücklich abgefälscht, weshalb es für Fener-Keeper Bayındır nichts zu halten gab. Die Gelb-Marineblauen kamen in der zweiten Halbzeit alles andere als in Tritt und ließen nahezu alles aus dem ersten Durchgang vermissen. Fener-Coach Jesus reagierte und brachte neue Impulse von der Bank. Für den glücklosen King kam Batshuayi (67.) neu ins Spiel. Auch für Crespo war Schluss, ihn ersetzte Rossi (67.). Das Spiel der „Kanarienvögel“ besserte sich daraufhin etwas, was unter anderem auch damit zusammenhing, dass Sevilla die knappe Führung verwaltete. Doch letztlich kam alles anders als gedacht, denn die Spanier entschieden die Partie nach einem Einwurf. Jordan leitete den Ball an Rakitic weiter, der wieder überlegt auf den eingewechselten Lamela (85.) querlegte. Der Argentinier hatte dann wenig Mühe den Ball in die Maschen einzuschieben. Das sollte letztlich der Schlusspunkt in der Partie sein. Die Gelb-Marineblauen konnten den mehr als ordentlichen Auftritt in der ersten Hälfte im zweiten Durchgang nicht bestätigen und stehen nun kommende Woche im Rückspiel mit dem Rücken zur Wand. Vor eigener Kulisse gilt es nun für Fenerbahçe alles daran zu setzen, das vorzeitige Aus in der Europa League zu verhindern.
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