Am Donnerstagabend war Fenerbahçe bei Adana Demirspor zu Gast. In einer unterhaltsamen Partie, in der der VAR häufig zum Einsatz kam, kamen die Istanbuler über ein 1:1 nicht hinaus. Es bedurfte des 20. Saisontores von Top-Torjäger Enner Valencia, um sich in Adana noch einen Punkt zu sichern. Gästetrainer Jorge Jesus fing sich indes wegen wiederholten Meckerns die Rote Karte ein.
Fenerbahçe spielte im Vergleich zum 5:1-Sieg über Kasımpaşa auf zwei Positionen verändert: So ersetzten im Mittelfeld Yandaş und Rossi Güler und Zajc. Adana Demirspor hingegen trat mit exakt der gleichen Elf an, mit der man am vergangenen Sonnabend mit 2:1 bei Sivasspor hatte gewinnen können.
Nach furioser Anfangsphase: VAR macht die Gästeführung zunichte
Das Spiel begann hitzig: Die Gastgeber überrumpelten förmlich die Mannschaft von Jorge Jesus und kam in den ersten fünf Minuten gleich mehrfach zu guten Chancen, doch die Schüsse von Demirspor wurden entweder geblockt, gehalten oder gingen knapp vorbei. Doch war von Beginn an klar, dass die Hausherren nicht vorhatten, sich wie das Häschen vor der Schlange zu verstecken, sondern seine scharfen Zähne zeigen wollte. Als die Anfangsoffensive der Gastgeber nichts Zählbares mit sich brachte und daher verflog, waren es dann plötzlich die Gäste, die einen Gang hochschalteten und nun ihrerseits eine Offensiv-Phase einleiteten.
Fenerbahçe spielte sich nun mehrere Chancen heraus. Man kam zu guten Abschlüssen, doch wurden diese entweder durch Torwart Özbir gehalten, oder es fehlte den Stürmern an Präzision. Ein Fener-Kicker, der hingegen Zielwasser getrunken hatte, war Yandaş, der den Ball behaupten konnte und das Gerät aus fast 25 Metern links oben in den Winkel donnerte (14.). Die Freude war groß, doch zu früh gefreut! Der VAR schaltete sich ein und machte den Gästefeierlichkeiten ein jähes Ende. Der Grund: Yandaş hätte vor seinem Traumtor den Ball mit der Hand geführt. Der Treffer wurde dementsprechend zurückgenommen. Eine strittige Entscheidung, die auch Trainer Jorge Jesus mächtig aufregte.
Fenerbahçe-Kapitän Bayındır hält Elfmeter mit spektakulärer Fußabwehr
Auch wenn nach der aberkannten Gästeführung die Chancen nicht mehr im Minutentakt kamen, blieb die Partie doch sehr unterhaltsam. Beide Mannschaften marschierten nach vorne und nahmen einander in puncto Ballbesitz und Abschlüssen nicht viel. Auch kämpferisch stimmte es auf beiden Seiten: Man suchte die Zweikämpfe und Spieler warfen sich in die gegnerischen Schüsse. Wirklich zwingend wurde es aber selten. Nach einer knappen halben Stunde war es wieder der VAR, der zum Mittelpunkt des Geschehens wurde. Dem Schiedsrichter war entgangen, dass Feners Kahveci den Ball im eigenen Strafraum illegal mit der Hand gespielt hatte. Nach kurzer Rücksprache mit dem VAR gab es den Gelben Karton für Kahveci und Elfmeter für Adana.
Doch die Heimmannschaft konnte diese Großchance nicht nutzen: Younès Belhanda übernahm die Verantwortung und schoss den Ball halbhoch in die Mitte. Gästetorwart Bayındır war zwar schon auf dem Weg in die rechte Ecke, doch riss er gerade noch so den linken Fuß hoch und lenkte den Ball so an den Querbalken, von wo er nach außen abprallte (32.). Eine spektakuläre Parade! Die Qualität des Spiels nahm nach diesem Highlight allerdings merklich ab. Die vielen Strafraumszenen und Abschlüsse der ersten halben Stunde wichen nun eher Mittelfeldzweikämpfen und kleineren Fouls. Diese, die beiden VAR-Entscheidungen, mehrere kleinere Verletzungsunterbrechungen und die allgemeine Diskussionsfreude der Spieler beider Mannschaften sorgten für eine saftige Nachspielzeit von 12 Minuten, in denen allerdings nicht mehr viel passierte, weshalb es mit einem 0:0 in die Pause ging.
Bayındır hält überragend, verschuldet dann aber einen Strafstoß
Nach dem Wiederanpfiff waren es vor allem die Mannen von Adana Demirspor, die mehr Zielstrebigkeit ausstrahlten. Allein Akintola hatte einige gute Abschlussszenen (51./56.), doch Fenerbahçe-Schlussmann Bayındır zeigte ein überragendes Spiel und konnte die Chance auf die Führung für die Gastgeber wiederholt vereiteln. Ab der 60. Spielminute beschlossen auch die Gäste, wieder mitzuspielen. Man brachte Osayi-Samuel und Zajc für Kahveci und Yandaş, was der eigenen Dynamik sichtlich gut tat. Nun spielte man wieder offensiver und kam zu einigen guten Anschlüssen, ohne dabei jedoch die Führung erzielen zu können. Diese erzielten dann die Gastgeber:
Auch wenn das Spiel nach den beiden genannten Wechseln zunehmend offener wurde, blieb das Glück für einen Treffer, trotz mehrerer guter Versuche auf beiden Seiten, aus. Es war bezeichnend, dass das Tor vom Elfmeterpunkt fallen würde. Semih Güler spielten einen tollen langen Ball in den Strafraum, der dort Jonas Svensson erreichte. Der bis dahin so strake Bayındır kam übermotiviert herausgestürmt und traf den Angreifer beim Kampf um den Ball mit der Faust im Gesicht. Es gab zurecht Elfmeter und die Gelbe Karte für den Fener-Kapitän. Den anschließenden Strafstoß verwandelte der zuvor eingewechselte Ndiaye souverän unten links (83.).
Valencia mit dem Ausgleich – Rot für Trainer Jesus
Fenerbahçe wollte diese drohende Niederlage aber nicht auf sich sitzen lassen, warf alles nach vorne und suchte den Abschluss. Kaum fünf Minuten nach der Führung für Adana Demirspor kamen die Gäste zum Ausgleich. Natürlich, möchte man meinen, war es Enner Valencia, der nach tollem Steilpass den Ausgleich für die Istanbuler erzielte (88.), mittlerweile sein 20. Saisontreffer. Eine mögliche Abseitsposition des Top-Torjägers wurde vom VAR überprüft, doch das Tor zählte. Anschließend gab es noch einige Chancen auf beiden Seiten und vor allem Fener drückte, doch ein weiteres Tor sollte nicht mehr fallen. Fener-Trainer Jorge Jesus setzte den unrühmlichen Schlusspunkt, als er wegen wiederholten Meckerns die Rote Karte sah. Am Ende trennte man sich dennoch verdientermaßen unentschieden. Es war ein 1:1, in dem noch deutlich mehr Tore hätten fallen können. Am kommenden Montag muss Fenerbahçe bei Konyaspor ran, während Adana Demirspor bei Ümraniyespor gastieren wird.