Fenerbahçe am Scheideweg – Özil und Tufan wohl nur der Anfang

Das vermeintliche Märchen um Fenerbahçe und seinen prominenten Fan Mesut Özil wird wohl ein trauriges Ende haben. Der Zeitpunkt der Suspendierung und auch die Art und Weise deuten darauf hin, dass die Suspendierungen des Kapitäns und Ozan Tufans nur der Beginn einer neuen Entwicklung sind.

Nachdem Fenerbahçe Ozan Tufan am Mittwoch noch brav zum Geburtstag gratuliert hatte, folgte das vergiftete Geschenk einen Tag später. Drei Zeilen umfasste das Statement, in dem bekannt gegeben wurde, dass der Rückkehrer und sein Kapitän nicht mehr dem Kader angehören. Dann folgten einige Stunden später Fotos vom Training der Mitspieler. Welche Gründe genau zu diesem drastischen Schritt geführt haben, ist noch nicht abschließend geklärt. Angeblich sollen sich beide Spieler während des Spiels gegen Konyaspor mit Trainer Kartal gestritten haben. Özil war zur Halbzeit ausgewechselt worden, Tufan erst in der Nachspielzeit eingewechselt. Ob dieser Grund nun der Wahrheit entspricht oder nicht, klar ist, dass sportliche Erwägungen die Entscheidung sicherlich nicht in Zweifel gezogen haben. Tufan ist seit seiner abgebrochenen Leihe in Watford nicht wiederzuerkennen und agiert nach wie vor als Fremdkörper. Versuche im zentralen Mittelfeld und rechts hinten in der Abwehr scheiterten, so dass der 27-Jährige für den Rest der Saison vermutlich sowieso nur Backup gewesen wäre.

Die Mannschaft soll ein neues Gesicht bekommen

Etwas anders sieht es mit Özil aus. Grundsätzlich ist er wichtig für die Mannschaft und sollte eigentlich als Kapitän und Star vorangehen. Das gelang zu selten. Zwar ließ er immer mal wieder einen klugen Pass einfließen und zeigte sich sehr treffsicher vom Punkt, den wirklichen Spielmacher gab er allerdings zu selten und auch sein Einsatzwille war häufig höchstens marginal vorhanden. Dazu war er häufig verletzt, wobei es hier auch Gerüchte gibt, dass teilweise ausstehende Gehaltszahlungen seine Lust auf Fußball geschmälert haben sollen (der Verein dementiert das). Bliebe seine letzte große Rolle und da ergab sich ein Dilemma: Eigentlich sollte der Ur-Zehner den jungen Arda Güler anleiten und unterrichten. Für viele Fans sah es aber eher so aus, als würde der Weltmeister dem Newcomer den Platz wegnehmen. Leistungstechnisch hätte der Schüler auf das Feld und der Lehrer allzu häufig eher auf die Bank gehört. Da wäre es fraglich, wie gut der Unterricht dann funktioniert.

An den Personalien Güler und Özil zeigt sich aber auch, dass in Kadıköy ein Umdenken stattgefunden hat. Die sportlichen Erfolge gab es zuletzt auch ohne die (ehemaligen) Wortführer. Neben Özil und Tufan blieben auch Gustavo und Sosa (teils verletzungsbedingt) außen vor. Die Zukunft Fenerbahçes soll Spielern wie Güler, Bayındır, Crespo oder Kadıoğlu gehören und offenbar haben die Verantwortlichen das Selbstbewusstsein, diese Entwicklung schon jetzt zu beginnen. Es steht wohl mal wieder ein Umbruch an in Kadıköy. Dieses Mal könnte er allerdings für die Zukunft ausgelegt sein.