Fenerbahçe: Bulut pokert und gewinnt

So schnell kann es gehen! Nach dem 1:0 gegen Erzfeind Trabzonspor ist die Stimmung in Kadıköy wieder merklich besser. Erol Bulut hat hoch gepokert und sieht sich nun letztendlich bestätigt. Seine Personalentscheidungen saßen. Nun gilt es allerdings, auch im heimischen Stadion nachzulegen.

Mit Caner Erkin hat der Coach einen der Leistungsträger der ersten Saisonhälfte abserviert. Der Linksverteidiger, der bereits sechs Vorlagen vorweisen kann und über weite Strecken der Saison klarer Stammspieler war, hatte bei der Niederlage gegen Göztepe mit einer Schimpftirade auf seine Auswechslung reagiert und damit den Unmut seines Trainers und der Vereinsführung auf sich gezogen. Da auch die Leistungen des 32-Jährigen in den letzten Wochen merklich nachgelassen hatten und der Ausfall wohl nicht der Erste seiner Art war, verzichtete Bulut gegen Trabzonspor komplett auf ihn. Auch gegen Antalyaspor soll Erkin nicht dabei sein. Über seine Zukunft im Verein wird in den nächsten Tagen entschieden. Sportlich war die Ausbootung des Routiniers nicht ohne Risiko. Da sein eigentlicher Konkurrent Filip Novák zuletzt verletzt und außerdem bisher außer Form war, drohte die linke Abwehrseite zur Schwachstelle zu werden. Abhilfe schaffte Innenverteidiger Attila Szalai, der eine gute Partie auf dem linken Flügel zeigte. Nun allerdings ist der Coach doch wieder zu Umstellungen gezwungen, da Aziz gesperrt fehlt und auch Çiftpınar weiterhin verletzt passen muss. Heißt: Entweder bleibt Szalai links und Lemos rückt in die Innenverteidigung oder Novák übernimmt und der Ungar wechselt zurück auf seine Stammposition. Letzteres scheint aktuell wahrscheinlicher, eine frühzeitige Begnadigung Erkins wird jedenfalls ausgeschlossen.

Tufan auf Bewährung

Doch die Personalie Erkin war nicht der einzige Aufreger des letzten Spieltags. Auch Ozan Tufan fand sich in einer ungewohnten Rolle wieder und musste auf der Bank Platz nehmen. Zwar kam der Mittelfeldmotor zu einem Jokereinsatz, knüpfte dabei allerdings nahtlos an die schwachen Auftritte der letzten Spiele an. Das Duo Yandaş und Sosa zeigte hingegen einen guten Auftritt, wird nun allerdings ebenfalls gesprengt werden, da auch der türkische Nationalspieler gesperrt fehlt. Die Lösung wäre Luiz Gustavo, doch der beste Spieler der bisherigen Saison hat zwar das Training wieder aufgenommen, wird am Donnerstag aber wohl noch nicht wieder einsatzbereit sein. Somit könnte Tufan eine Bewährungschance erhalten und seinen Trainer davon überzeugen, dass die kurze Denkpause ihre Wirkung nicht verfehlt hat. Andernfalls könnte es ungemütlich für den 25-Jährigen werden. Neben Gustavo drängt schließlich auch Neuzugang İrfan Can Kahveci in die Startelf. Nach seiner Verletzung könnte er möglicherweise am Donnerstag zum ersten Mal zumindest im Kader stehen.

Bulut jedenfalls dürfte sich bestätigt fühlen. Er hat zwei (frühere) Leistungsträger in ihre Schranken gewiesen und trotzdem bewiesen, dass das Team auch ohne sie erfolgreich sein kann. Das stärkt seine Position und sendet auch an den restlichen Kader ein klares Signal, wo die Grenzen liegen. Der jüngste Erfolg kann dabei allerdings höchstens ein Etappensieg sein. Patzt Fenerbahçe gegen Antalyaspor, werden auch die Personalentscheidungen des Trainers wieder in Frage gestellt werden.