Während sich Beşiktaş nach zwei Ausgleichstreffern zumindest moralisch als Sieger fühlt, ist die Gefühlslage bei Fenerbahçe eine andere. Als Heimteam dürfte sich das Unentschieden eher bescheiden anfühlen. Bereits am Mittwoch kann man zwar den nächsten Sieg einfahren und theoretisch Platz drei erobern, insbesondere ganz vorne sind dafür aber noch einige Fragen zu klären.
Eigentlich ist die Situation in der Offensive nämlich äußerst erfreulich. Trainer Pereira stehen alle Stürmer und Flügelspieler zur Verfügung. Dafür war der Ertrag aber bereits im Derby zu gering. Zwar kommt Mergim Berisha immer besser in Schwung und zeigte sich zuletzt in Torlaune, gerade die Besetzung der Flügel lässt allerdings zu wünschen übrig. Auch an Kapitän Mesut Özil führt kein Weg vorbei, er wäre im Zentrum allerdings noch besser aufgehoben. Serdar Dursun und seit gestern auch wieder Enner Valencia stünden bereit, finden im 3-4-3 allerdings keinen Platz. Stattdessen versuchen sich Rossi oder auch Kahveci, die aktuell weit von ihrer Bestform entfernt sind.
Spielidee passt nicht
Hier hakt das Offensivspiel und damit auch die Spielidee des Trainers. Einerseits setzt Fenerbahçe auf Flanken, diese kommen allerdings zu häufig ungenau und werden vor allem von den Schienenspielern bzw. Außenverteidigern geschlagen. Abnehmer finden sich im Strafraum so allerdings auch nicht, da ja trotzdem zwei offensive Flügelspieler auf dem Platz stehen und weder Özil noch Rossi für ihre Robustheit oder gar Kopfballstärke bekannt sind. Abnehmer für die meisten Flanken gegen die "Adler" war so zumeist Gästekeeper Destanoğlu. Auch die Idee, Innenverteidiger Attila Szalai auf den Flügel zu stellen, ging nicht auf. Mehr noch, insbesondere bei eigenen Einwürfen musste der Ungar mit dem eigentlichen Linksverteidiger Filip Novák tauschen, da dieser Einwurf-Flanken beisteuern kann. Diese landeten, man ahnt es, dann allerdings trotzdem mehrheitlich beim Gegner, während die linke Seite plötzlich durch das Hin und Her konteranfällig war.
Was also tun? Bleibt Pereira beim 3-4-3, müssen die Aufgaben besser verteilt werden und die gesamte Spielidee weg von hohen Flanken auf den einsamen Berisha. Wechselt der Trainer auf ein System mit zwei Spitzen und Spielmacher Özil dahinter, muss dennoch die Besetzung der Flügel verbessert und die Grundsicherung hergestellt werden. Es wird also ein Puzzle für den Coach. Karagümrük kommt nicht nur mit der Fener-Vereinslegende Volkan Demirel an der Seitenlinie, sondern nach dem Sieg in Göztepe auch mit Rückenwind.