Elf Neuzugänge und immer noch kein Ende in Sicht. Fenerbahçe schlägt erneut im ganz großen Stil auf dem Transfermarkt zu. Das LIGABlatt bewertet, wie sinnvoll die bisherigen Transfers sind, wie der Kader einzuordnen ist und wo der Schuh nach wie vor drückt.
System
4-3-3
Tor
Einzig der Platz zwischen den Pfosten blieb von großen Änderungen verschont. Altay Bayındır soll eine Ära bei den Gelb-Marineblauen prägen und ist daher gesetzt. In seiner ersten Saison als Stammtorhüter zeigte der 22-Jährige Licht und Schatten und großartige Paraden wechselten sich immer wieder mit einer vogelwilden Strafraumbeherrschung ab. Das Vertrauen in den jungen Schlussmann ist trotzdem gerechtfertigt und eine neue, feste Abwehrreihe wird seine Leistungen hoffentlich weiter stabilisieren. Mit Berke Özer steht dazu das nächste Talent unter Vertrag, soll aber noch ein weiteres Jahr in Belgien Erfahrungen sammeln. Der erfahrene und weitestgehend solide Harun Tekin bleibt die Nummer 2.
Abwehr
Die Abwehr war die klare Achillesferse der letzten Saison. Zwar gab es hier bereits Veränderungen, weitere Transfers werden trotzdem nötig sein. Neben dem gesetzten Serdar Aziz würde aktuell wohl Neuzugang Mauricio Lemos auflaufen. Der angedachte Transfer von Wolfsburgs Marcel Tisserand würde dem Kader allerdings zu deutlich mehr Qualität verhelfen. Rückkehrer Zanka und der zuletzt Langzeitverletzte Sadık Çiftpınar sind nicht für die erste Elf eingeplant und dürften bei einem entsprechenden Angebot wohl gehen.
Fast schon ein Überangebot hat man dagegen auf der linken Außenbahn. Mit Caner Erkin und Filip Novak wurden gleich zwei der besten Linksverteidiger der letzten Saison zum Nulltarif geholt. Zwar haben beide auch ihre Stärken in der Offensive, Trainer Bulut plant sie allerdings nach eigener Aussage in der Viererkette ein und wünscht sich einen Konkurrenzkampf. Da beide den Anspruch auf einen Stammplatz haben dürften, droht hier ohne Doppel- bzw. Dreifachbelastung ein echtes Luxusproblem.
Klar ist die Hackordnung dagegen auf der anderen Seite. Hier wird der neue Kapitän Gökhan Gönül gesetzt sein. Murat Sağlam soll hinter dem Routinier lernen oder ebenfalls abgegeben werden.
Mittelfeld
Das Prunkstück des Kaders ist nach aktuellem Stand das Mittelfeld. Auch hier werden Spieler mit Stammplatzansprüchen womöglich öfter auf der Bank platznehmen müssen. Zu den bisherigen Stammspielern Luiz Gustavo und Ozan Tufan gesellen sich nun Mert Hakan Yandaş und Emre-Ersatz José Ernesto Sosa. Gut möglich, dass Allrounder Tufan öfter auf rechts ausweichen muss. Abräumer Jaílson, Tolga Ciğerci und den Nachwuchstalenten Ömer Beyaz und İsmail Yüksek bleibt nur die Joker-Rolle, während Tolgay Arslan und Miha Zajc wohl gar keine Zukunft mehr in Kadıköy haben.
Sturm
Die Personalie Vedat Muriqi überschattet alles im Sturm. Dass der Mittelstürmer gehen wird, steht eigentlich fest, wer die riesige Lücke füllen soll, allerdings noch nicht (wirklich). Aktuell dürfte Mame Thiam die Nase vorn haben. Der Senegalese kennt die Liga und zeigte sich in der Vorbereitung zuletzt sehr torgefährlich. Enner Valencia hat zwar den größeren Namen, wird sich in der Türkei allerdings zunächst akklimatisieren müssen. Möglich auch, dass hier noch ein Spieler mit Stammplatzpotential verpflichtet wird.
Auf den Außen wird man einen Platz zunächst für den jungen Ferdi Kadıoğlu reservieren. Spätestens seine Auftritte zum Saisonende haben bei Fenerbahçe viele Hoffnungen geweckt. Während der 20-Jährige über links kommen dürfte, kämpfen auf der anderen Seite der bisher enttäuschende Deniz Türüç und Neuzugang Sinan Gümüş um Einsatzzeiten. Gerade wenn die Leihe von Garry Rodrigues vorzeitig beendet werden sollte, stünde den "Kanarienvögeln" ein weiterer Flügelspieler allerdings gut zu Gesicht.
Fazit
Die bisherigen Transfers – zumal zum Nulltarif – lesen sich insgesamt ziemlich gut und doch dürfte im Fanlager Fenerbahçes weiterhin Skepsis vorherrschen. Auch im letzten Jahr wurde nach einer enttäuschenden Saison der Kader komplett umgekrempelt und die Meisterschaft als Ziel ausgerufen, nur um am Ende noch eine Position weiter abzurutschen. Wenn es Erol Bulut allerdings gelingt, die Abwehr zu stabilisieren, Muriqis Tore zu ersetzen und die neuen (und alten) Spieler zu integrieren, stünde einer erfolgreichen Saison theoretisch nichts im Wege. Aktuell ist Fenerbahçe allerdings vermutlich noch die größte Wundertüte unter den türkischen Topteams.