FC Barcelona: Politische Unruhen erreichen den Sport

Dieser Tage ist in Barcelona vieles anders. Das Referendum zur Unabhängigkeit Kataloniens spaltet nicht nur die innenpolitische Lage Spaniens – inzwischen ist auch der Sport und mit dem FC Barcelona das Aushängeschild der Region von jenen Konflikten betroffen. Der Klub, der seit Jahrzehnten die kulturelle Identität Kataloniens im Sport symbolisiert, sieht sich gefangen zwischen sportlichen Pflichten und politischer Unruhe. Das Klub-Motto "Més que un club" wird in diesen Tagen mehr denn ja auf den Prüfstand gestellt.

 

Das Spiel gegen UD Las Palmas wäre in der vergangenen Saison vermutlich nur als Randnotiz in die Geschichtsbücher eingegangen. Souverän gewann der FC Barcelona nach Toren von Sergio Busquets und Lionel Messi (2) mit 3:0 und festigte somit seine Spitzenposition in La Liga. Und doch wird vieles von dem, was gestern in Barcelona passierte, in Erinnerung bleiben. Wenige Stunden vor dem Anpfiff hatte der FC Barcelona laut der Zeitung "El Pais" auf die Unruhen in Katalonien mit einer Spielabsage reagiert – die spanische Liga LFP legte ihr Veto ein und zwang Barça, das Spiel auszutragen.

Las Palmas provoziert mit spanischer Flagge

 

Nachdem zuvor bereits bekannt wurde, dass die Gäste aus Las Palmas mit einer Sondergenehmigung eine spanische Flagge auf ihrem Trikot integrieren durften, entschied sich der FC Barcelona dazu, das Spiel hinter verschlossenen Stadiontüren auszutragen – ursprünglich wären bis zu 90.000 Zuschauer erwartet worden. Und so spielten sich gespenstische Szenen im Camp Nou, dem größten Stadion Europas, ab. Entsprechend äußerten sich auch alle Beteiligten im Nachgang. Barca-Trainer Valverde brachte es mit der Umschreibung "seltsames Spiel" wohl auf den Punkt.

Der FC Barcelona hatte sich, anders als Lokalrivale Espanyol, zuletzt für das Referendum als solches ausgesprochen. Noch am Sonntagvormittag war Verteidiger Gerard Piqué zur Stimmabgabe in einer Schule erschienen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage in einer der europäischen Fußball-Hauptstädte weiter entwickelt. Szenarien wie ein leerstehendes Camp Nou allerdings sollten hoffentlich nun der Vergangenheit angehören.