Voller Tatendrang ins Turnier gestartet, gefolgt von großen Worten nach der bitteren Auftakt-Niederlage gegen Italien muss die Türkei spätestens mit der Pleite gegen Wales plötzlich Demut zeigen. Bei Trainern und Spieler war diese zweite Turnier-Niederlage, die sehr wahrscheinlich das vorzeitige Aus bedeutet, im Nachgang zumindest verbal spürbar.
Ein anderes Gesicht, das wahre Gesicht der Türkei wollte man gegen Wales zeigen und damit die 0:3-Klatsche vom vergangenen Freitag gegen Italien wieder vergessen machen. Das Italien-Fiasko zum EM-Auftakt entpuppte sich nun aber nicht als Ausnahme, sondern als schlichtweg bittere Realität. Auch gegen Wales lieferte die türkische Nationalmannschaft eine erneut schwache Leistung ab und zeigte – vor allem sich selbst auf – dass das Niveau für ein internationales Großturnier nicht reicht. "Wir wollten nach Italien heute unbedingt gewinnen, das ist uns nicht gelungen", erklärte Trainer Şenol Güneş, der das Wales-Spiel im Vorfeld als eigenes Endspiel erklärte: "Natürlich sieht es jetzt nicht gut aus für uns. Wir haben erst drei Gegentore kassiert, jetzt wieder zwei – wir machen einfach zu viele Fehler."
Eigentlich – so sah es Güneş – sei die Türkei nach einer schwierigen Anfangsphase gut im Spiel gewesen. Doch das unerwartete Tor habe das Spiel und die Mannschaft erneut schwer ins Wanken gebracht und es schließlich zu Gunsten der Waliser kippen lassen. Mit null Punkten sowie einem Torverhältnis von 0:5 steht die Türkei nun abgeschlagen Tabellenende der Gruppe A – mit kaum mehr berechtigter Hoffnung auf den Einzug ins Achtelfinale. "Ich habe keine Ahnung, ob wir es als einer der Gruppendritten noch schaffen können", ließ Mert Müldür nach Spielende wissen: "Wir werden gegen die Schweiz aber auf jeden Fall nochmal alles versuchen." Wenig Aufbruchstimmung verbreitete derweil Umut Meraş, der sich ebenfalls nach Spielschluss vor die Mikrofone traute, vornehmlich aber bei den zahlreichen Anhängern im In-und Ausland um Verzeihung bat: "Wir können uns nur entschuldigen", so der niedergeschlagene Linksverteidiger: "Wir konnten die Erwartungen nicht erfüllen."
Foto: imago