Kommentar: Türkei-Sieg mit Signalwirkung

Die Türkei schlägt Weltmeister Frankreich und ist nach Jahren der Abstinenz zurück auf der Landkarte der europäischen Top-Nationen. Kaan Ayhan und Cengiz Ünder waren gestern in einem geschlossenen Kollektiv die entscheidenden Protagonisten. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.

Mit einem überraschenden wie überzeugenden 2:0-Sieg über Weltmeister Frankreich meldete sich die türkische Nationalmannschaft am gestrigen Abend im europäischen Spitzenfußball zurück. Nach Jahren der Trostlosigkeit und Enttäuschung mit gleich drei bzw. zwei verpassten Endrunden an Welt- und Europameisterschaften zeigt sich Türkiye in der aktuellen EM-Qualifikation von ihrer besten Seite seit 2008, als man sensationell das EM-Halbfinale in Österreich und der Schweiz erreichen konnte. Die Mannschaft um Neu-Trainer und gleichzeitig Rückkehrer Şenol Güneş zeigt auf dem Platz ein Gesicht, dass die zahlreichen Anhänger lange vermisst haben. In der stimmungsvollen und ohrenbetäubenden Arena in Konya, kämpfte, rackerte und brillierte die Türkei am Ende völlig verdient über eine "Équipe Tricolore", die zwar nicht an ihr gewohntes Leistungsmaximum herankam, aber auch nicht minder als mit der vollen Kappelle antrat. Mbappé, Griezmann und Co. wirbelten in der Offensive, doch die Abwehr um den Düsseldorfer Kaan Ayhan wankte nur selten und wehrte fast alles gekonnt ab.

Bestes Türkei des Jahrzehnts

Bezeichnend für das "neue" Türkei waren auch die beiden Treffer in der ersten Hälfte: Jener Kaan Ayhan, der nicht nur in der Defensive glänzte, setzte seinen Kopfball mit einer derartigen Wucht ins Tor, dass Hugo Lloris nur hinterherfliegen konnte. Und Cengiz Ünder? Der zeigte mit seinem Strahl aus spitzem Winkel, dass die AS Roma über einen vermeintlichen Verkauf lieber nochmal nachdenken sollte.

Mit nun neun Punkten und 8:0 (!) Toren aus drei Spielen ist die Türkei alleiniger Spitzenreiter ihrer Qualifikationsgruppe und in einer Form, wie sie es in den letzten zehn Jahren nur selten war. Am Dienstag geht es ins ferne Island.