Die Türkei und Syrien tragen Trauer, nachdem zwei schwere Erdbeben der Stärke 7,7 und 7,6 weite Teile beider Länder verwüstet und zehntausenden Menschen das Leben nahmen. Doch in all diesem Schrecken scheint ein Licht der Hoffnung, bestehend aus Anteilnahme und Hilfe aus der Ganzen Welt. Auch in der Welt des Sports zeigt man sich solidarisch. So plant nun der griechische Erstligaklub PAOK Thessaloniki Teile aus den Derby-Einnahmen gegen AEK Athen für die Erdbebenopfer zu spenden.
Es sind die Zeiten der größten Not, in denen Rivalitäten in den Hintergrund rücken und die Menschlichkeit hervortritt. Genauso verhält es sich offenbar auch in der Welt des Sports. Nachdem bereits viele Fußballer, wie Merih Demiral versuchen, ihren Beitrag zu leisten, um den Erdbebenopfern zu helfen, will jetzt auch PAOK Thessaloniki die Menschen in den betroffenen Regionen unterstützen. So gab der griechische Erstligaverein auf Twitter bekannt, dass man Teile der Einnahmen aus dem bevorstehenden Derby gegen AEK Athen den Erdbebenopfern in der Türkei und Syrien spenden werde.
Η αλληλεγγύη ξεπερνά φυλές, έθνη και θρησκείες!
Η ΠΑΕ ΠΑΟΚ ανακοίνωνει πως μέρος των εσόδων από τα εισιτήρια του ντέρμπι κόντρα στην ΑΕΚ θα διατεθούν για τους πληγέντες από τους σεισμούς στην Τουρκία και τη Συρία #PAOKAction #MoreThanFootball #PAOKforTurkeySyria pic.twitter.com/M9y51eu6Je— PAOK FC (@PAOK_FC) February 16, 2023
Solidarität über Rivalität
Ähnlich wie in der Türkei sind die Derbys der großen Klubs in Griechenland immer eine hitzige Angelegenheit, in denen die Emotionen hochkochen. Es sind auch die wirtschaftlich lukrativsten Spiele, da die Stadien praktisch immer voll ausverkauft sind und viele Merchandise-Produkte über die Ladentheke gehen. Mit dem Hashtag #MoreThanFootball erinnert PAOK, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als den Fußball oder die heißblütigen Derbys, und dass es gerade in solchen Zeiten wichtig ist, jenen in Not zu helfen und dafür das eigene Rivalitätsdenken hintenanzustellen. Das Derby zwischen PAOK Thessaloniki und AEK Athen ist am kommenden Sonntag, den 19. Februar festgesetzt und markiert die Partie Vierter gegen Zweiter der griechischen Super League und damit ein wichtiges Spiel im Kampf um die griechische Meisterschaft.
Eine Geste von höchster historischer Brisanz
Die Türkei und Griechenland haben historisch ein gelinde gesagt kompliziertes Verhältnis. Beide Länder verbindet eine gemeinsame Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Selbst die Mythen um den Trojanischen Krieg beschreiben gewissermaßen einen griechisch-türkischen Konflikt. Dass sich mit PAOK Thessaloniki nun ein großer griechischer Fußballverein positioniert und den Menschen in der Türkei helfen will, ist vor diesem Hintergrund ein großer Schritt. Umso beachtlicher erscheint dieser vor dem geschichtlichen Hintergrund der Stadt und des Vereins selbst.
PAOK von aus der Türkei vertriebenen Griechen gegründet
Thessaloniki war von 1430 bis 1912 unter osmanischer Herrschaft, wobei die Zwischenzeit sowohl von großem wirtschaftlichen Aufschwung als auch von politischen Spannungen zwischen Griechen und Osmanen und großem Leid geprägt war. PAOK Thessaloniki wiederum wurde 1926 von aus Istanbul weggezogenen Griechen gegründet. PAOK sieht sich dabei als Nachfolgeklub des Istanbuler Vereins Hermes Club Pera, dessen Wirken im Zuge der Griechenverfolgungen und des Griechisch-Türkischen Kriegs (1919-1922) eingestellt werden musste. Dass PAOK Thessaloniki sich nun öffentlichkeitswirksam solidarisch mit den Erdbebenopfern in der Türkei zeigt und die Einnahmen gerade aus einem Derby gegen AEK Athen spenden will, ist ein politisch und sozial höchst bemerkenswerter Schritt.
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