Als Schiedsrichter Antonio Matéu Lahoz nach fünf Minuten Nachspielzeit die Begegnung der Italiener gegen Schweden im altehrwürdigen San Siro zu Mailand abpfiff, konnten die Stimmungslagen unterschiedlicher nicht sein. Auf der einen Seite bis zur Ekstase feiernde Skandinavier, auf der anderen Seite zu Tode betrübte Italiener. Das 0:0 im Rückspiel bedeutet die erste Nicht-Teilnahme des vierfachen Weltmeisters an einer Weltmeisterschaftsendrunde seit 60 Jahren. Und es besiegelt das Ende gleich mehrerer großer Nationalmannschaftskarrieren.
Die größte von allen hat zweifellos Gianluigi Buffon vorzuweisen. Der Torhüter hätte in Russland eine unglaubliche sechste WM erleben können – ein Rekord, der ihm nun verwehrt bleibt. Doch auch im Moment der vielleicht größten Niederlage seiner langen Karriere zeigte "Gigi" Größe: "Es tut mir nicht für mich persönlich leid, sondern für die ganze Mannschaft und das ganze Land", gab der als bester Torhüter der WM 2006 ausgezeichnete Juve-Profi gegenüber dem italienischen Fernsehen zu Protokoll.
Defensive Eckpfeifer brechen weg
Doch nicht nur Buffon erklärte das Ende seiner Länderspielkarriere. Neben ihm beenden auch die Abwehrcracks Andrea Barzagli (36) und Giorgio Chiellini (33) ihre langen Karrieren im Trikot der "Squadra Azzurra". Die beiden Juve-Profis bestritten so manche Schlacht für ihr Heimatland und machen nun Platz für jüngere Profis. Wie Buffon gehörte auch Barzagli als einer der letzten aktiven Spieler dem Weltmeisterkader von 2006 an.
Der dritte ehemalige Weltmeister im Bunde ist Daniele de Rossi vom AS Rom. Auch seine Karriere im italienischen Dress endet überraschend – und sogar mit einem kleinen Eklat. De Rossi zeigte sich irritiert davon, dass Coach Ventura ihn Mitte der zweiten Halbzeit zum Warmmachen schickte. Im anschließenden Interview erklärte er: "Ich meinte nur: Das Spiel ist fast zu Ende und wir müssen gewinnen, also schickt die Stürmer zum Aufwärmen."
Man kann vom italienischen Fußball halten was man will. Das endgültige Ende der "Klasse von 2006" hätte allerdings anders aussehen müssen. Für den italienischen Fußball bleibt zu hoffen, dass nun Konsequenzen gezogen werden und ein neues, konkurrenzfähiges Team aufgebaut wird.