Als Jürgen Klopp vor zwei Jahren den ruhmreichen FC Liverpool von Brendan Rodgers übernahm, stand der Verein einmal mehr inmitten einer Identitätskrise. Seit 1990 wartet man an der Anfield Road auf eine englische Meisterschaft – die 1992 eingeführte Premier League konnte dementsprechend noch nie gewonnen werden. Alles sollte besser werden unter dem einstigen Dortmunder Meistermacher. Und doch stellt sich nach zwei Jahren die Frage, ob an der Mersey tatsächlich eine Entwicklung stattgefunden hat.
Denn die nackten Fakten offerieren etwas anderes: Als Klopp im Oktober 2015 im Nordwesten Englands aufschlug, stand der Verein mit zwölf Punkten auf Rang 10. Was damals für die Besitzer des Clubs, die Fenway Sports Group, zu wenig war, sieht im Oktober 2017 nur unwesentlich besser aus: Liverpool rangiert auf Rang 8 – hat 13 Punkte und kennt die gesamte Palette zwischen "himmelhoch jauchzend" und "zu Tode betrübt" inzwischen aus dem Effeff.
In der Champions League noch sieglos.
Klar, Klopp führte die Reds in der vergangenen Saison zurück in Europas Königsklasse. Doch gegen die vermeintlichen Underdogs vom FC Sevilla und Spartak Moskau gelangen nur zwei Remis – mit Blick auf Finanzstärke und Anspruch Liverpools viel zu wenig. Die aktuelle Mannschaft vereint zwei Schwachstellen, die in ihrer Kombination eine gesamte Saison kosten könnten.
Defensiv agiert Liverpool bisweilen "vogelwild" – wird mit bereits 12 Gegentreffern nur vom FC Watford (13) von allen Teams der oberen Tabellenhälfte überboten. Und was vor dem gegnerischen Tor teil fahrlässig liegengelassen wird, verursacht eine Mischung aus Belustigung und Schulterzucken.
Dies gilt es schleunigst zu verbessern. Auch um Jürgen Klopps Mission nicht zu gefährden. Dieser versprach bei Amtsantritt mindestens einen Titel – sollte dies eines Tages die Meisterschaft sein, wird die aktuelle Durststrecke zu einer Randanekdote.