0:2! Gleichwertige Türkei unterliegt effizienten Kroaten

Vor beeindruckender Kulisse in der Timsah Arena zu Bursa musste sich die Türkei am zweiten Spieltag der EM-Qualifikation Kroatien mit 0:2 geschlagen geben. Durch die vermeidbare eigene Niederlage und den gleichzeitigen Sieg von Wales über Lettland reiht sich die türkische Nationalmannschaft vorerst auf dem dritten Platz in Gruppe D ein.

Im Vergleich zum 2:1-Erfolg in Armenien am Samstag nahm Nationaltrainer Stefan Kuntz drei personelle Veränderungen vor: Anstelle von Bulut, Kabak und Tosun rotierten Çelik, Özcan sowie Aktürkoğlu in die Startelf, die als 4-3-3-Formation daherkam. Die Hintermannschaft der "Milli Takım" bildeten Torwart Günok sowie Kadıoğlu, Demiral, Söyüncü und Çelik in der Abwehr. Im Mittelfeld erhielten Kapitän Çalhanoğlu, Özcan sowie der formstarke Kökçü das Vertrauen, während sich die Angriffsreihe aus Aktürkoğlu, Ünal und Ünder zusammensetzte.

Kroatien stellt Anfangsphase auf den Kopf

Richtig zufrieden mit dem ersten Spieltag der EM-Qualifikation konnten weder die Türken noch die Kroaten sein. Für die Mannschaft von Trainer Stefan Kuntz reichte es aber immerhin noch zu einem wichtigen Sieg gegen Armenien, wohingegen sich die Südosteuropäer in der dritten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich zum 1:1-Endstand gegen Wales einfingen. Den deutlich besseren Start am Dienstagabend erwischte die türkische Nationalmannschaft, die eine frühe Führung nur hauchdünn verpasste, nachdem Özcan den fahrlässig freistehenden Ünder mit einem hervorragenden Steckpass bedient hatte (5.). Der Offensivspieler von Olympique Marseille scheiterte jedoch am kroatischen Schlussmann Livaković, der bei der WM in Katar mit starken Leistungen von sich reden machte. Keine zwei Minuten später war es erneut Ünder, der sich ein Herz fasste und aus der Distanz abzog, jedoch nicht genau genug zielte. Danach stand Aktürkoğlu im Mittelpunkt, der zunächst im Eins-gegen-Eins mit Livaković den Kürzeren zog und in Folge der daraus resultierenden Ecke ins gegnerische Netz traf. Bei der Kopfball-Verlängerung von Söyüncü hatte der Galatasaray-Profi jedoch im Abseits gestanden, weshalb das Tor keine Anerkennung fand. Nicht nur aufgrund der zahlreichen Chancen gehörten die Anfangsminuten eindeutig der spielfreudigen, hellwachen Türkei, während der WM-Dritte zunächst keinerlei Zugriff hatte. Den ersten halbwegs gefährlichen Warnschuss gaben die Gäste nach etwas mehr als einer Viertelstunde durch Bayern-Rechtsverteidiger Stanišić ab. Völlig widersprüchlich zum vorherigen Spielverlauf war es Kroatien, das wenig später zum 1:0 traf. Dabei handelte es sich um ein klassisches Zufallsprodukt: Pašalić konnte den Ball im Strafraum nicht richtig kontrollieren, was der goldrichtig stehende Chelsea-Star Kovačić dankend annahm und ohne große Mühe zur überraschenden Führung für die Mannschaft von Trainer Zlatko Dalić einnetzte (20.). Viel besser war Kroatien danach trotz des hohen Anteils an Ballbesitz zwar nicht im Spiel, doch die Türkei verpasste es das eine oder andere Mal, aus teils haarsträubenden Fehlern des Weltranglistensiebten Kapital zu schlagen. Einen herben Nackenschlag musste die "Milli Takım" rund zehn Minuten vor dem Ende des ersten Durchgangs hinnehmen: Çalhanoğlu verließ die Partie verletzungsbedingt und wurde von Yüksek ersetzt. Fortan übernahm Söyüncü als Mannschaftskapitän. Noch bitterer kam es für die Türkei Sekunden vor dem Halbzeit-Pfiff, als erneut Kovačić traf – diesmal per Abstauber zum 0:2-Pausenstand nach einem unglücklichen Abwehr-Versuch von Günok gegen einen Pašalić-Schuss.

Hoher Aufwand bleibt unbelohnt

Nach dem Seitenwechsel bot sich den Zuschauern in Bursa eine hektische Phase, die auf beiden Seiten von viel Kampf und von vielen individuellen Fehlern geprägt war. Erneut machte die Türkei den entschlosseneren Eindruck, ohne dabei wirklich zwingend zu werden. So sorgten auch Halbchancen von Demirel und Kökçü kaum für Gefahr. Wesentlich gefährlicher wäre wohl der Abschluss von Pašalić geworden, doch Aushilfskapitän Söyüncü warf sich mit vollem Körpereinsatz in den Schuss des auffälligen Offensivspielers von Atalanta Bergamo (54.). Wenige Augenblicke später brachte Šutalo den in den Strafraum dribbelnden Kadıoğlu zu Fall, worauf die Türken lautstark Elfmeter forderten. Schiedsrichter Andreas Ekberg entschied sich aber zurecht dagegen, auf den Punkt zu zeigen. Das Spiel nahm nun nochmals reichlich Tempo auf, was auch an einem starken Angriff der Kroaten lag, dessen Vollendung Günok mit einer Glanzparade gegen Pašalić verhinderte (58.). Dementsprechend blieb die Vorentscheidung zunächst aus, die "Milli Takım" stemmte sich nach wie vor nach Kräften gegen die drohende Niederlage und hätte den Anschlusstreffer längst verdient gehabt. Um diesem näherzukommen, entschied sich Kuntz nach 67 Minuten für einen Doppelwechsel: Neben Supertalent Arda Güler betrat auch Yılmaz den Rasen, die an diesem Abend enttäuschenden Kökçü und Aktürkoğlu räumten ihre Plätze. Nach wie vor auf dem Feld stand Ünder, der in der Anfangsphase noch der beste Mann auf dem Platz war, im Laufe der Begegnung aber immer mehr abtauchte. 20 Minuten vor dem Ende sendete der 25-Jährige mit einem technisch feinen Schlenzer ein ansprechendes Lebenszeichen, das jedoch nicht von Erfolg gekrönt wurde. Unterdessen gelang es Kroatien immer wieder, Entlastungsangriffe einzustreuen, weshalb eine echte Drangphase der türkischen Nationalmannschaft auch mit fortgeschrittener Spielzeit auf sich warten ließ. Stattdessen hatte Hoffenheims Kramarić das endgültig entscheidende 3:0 auf dem Fuß, setzte seinen Abschluss aber etwas zu weit nach links (77.). Ein weiterer zweifacher Wechsel, der Nayir und Tosun für Ünder sowie Ünal ins Spiel brachte, erzielte in der Folge keinen nennenswerten Effekt mehr. Am Ende leuchtete ein aus türkischer Sicht unglückliches 0:2 für Kroatien von der Anzeigetafel.

Das nächste Fenster in der EM-Qualifikation steht der "Milli Takım" erst in zweieinhalb Monaten bevor. Dann gastiert die Türkei am 16. Juni in Lettland, bevor die Kuntz-Schützlinge drei Tage später die walisische Auswahl in Samsun empfangen.

Foto: Ahmad Mora / Getty Images