3:1 Güler und Akaydın überragend, Kökçü unsichtbar: Türkei gegen Georgien in der Einzelbewertung!

In einem spektakulären Spiel haben sich die Türken am Ende verdient mit 3:1 gegen die unerwartet starken Georgier durchgesetzt und damit den EM-Auftakt bravourös gemeistert. Dabei konnten sich viele Spieler toll präsentieren, während andere, von denen man eine größere Rolle erwartet hätte, erstaunlich blass blieben. Alle Türkei-Spieler in der Einzelbewertung. 

Mert Günok: 

Der Routinier im Kasten der Türken musste selbst zwar recht wenig eingreifen, dennoch wurde es vor seinem Tor wiederholt gefährlich. In der Strafraumbeherrschung strahlte der 35-Jährige Ruhe und Autorität aus. Beim zwischenzeitlichen 1:1 war er noch am Leder und an einem guten Tag hätte Günok den Ball noch von der Linie gekratzt. Dank des Siegs der Türkei spielte das aber keine entscheidende Rolle mehr. (Note: 3)

Ferdi Kadıoğlu: 

Über links machte der Außenverteidiger viel Alarm und startete immer wieder aus dem Rückraum kommende Tiefenläufe, die den Gegner unter Druck setzten. Vor dem traumhaften 1:0 war er es, der die Situation durch eine schöne Flanke überhaupt erst scharf gestellt hatte. Ansonsten sehr variabel unterwegs, technisch gut und Ballsicher. (Note: 2)

Abdülkerim Bardakcı: 

Der Abwehrchef von Rekordmeister Galatasaray konnte in dieser Partie seine Stärken im Spielaufbau nicht wirklich ausspielen, sondern wurde meist früh gestört. In den Zweikämpfen warf sich der 29-Jährige mit Leidenschaft rein und sorgte vor allem bei Gegnerischen Flanken durch seine Kopfballstärke für Entlastung. Im Eins-gegen-Eins gegen die quirligen georgischen Angreifer wirkte Bardakcı aber zu oft etwas behäbig. (Note: 2,5)

Samet Akaydın: 

Als Abwehrbollwerk der Türken prallten wiederholt die Angriffe der Georgier an Akaydin ab. Mit einer extrem starken Zweikampfquote vereitelte der 30-Jährige viele gegnerische Offensivaktionen. Darüber hinaus zeigte sich Akaydın auch gut in der Spieleröffnung. In der sechsten Minute der Nachspielzeit war es Samet Akaydin, der bei einem freien Abschluss der Georgier noch den Kopf in den Schuss halten konnte und so das Unentschieden verhinderte. In der folgenden Situation fiel dann das entscheidende 3:1 für die Türkei. (Note: 1,5)

Mert Müldür: 

Auffallend offensiv spielend schaltete sich der Fenerbahçe-Rechtsverteidiger immer wieder in die Angriffsbemühungen der Türken ein und sorgte so für Überzahlsituationen. Bei möglichen Abprallern lauerte er zudem auf die zweiten Bälle. Genauso erzielte Mert Müldür in der 25. Spielminute auch traumhaft schön von der Strafraumkante aus per Volley das 1:0. Defensiv wirkte Müldür gegen Khvicha Kvaratskhelia etwas überfordert. In der 85. Spielminute wurde er dann nach Beschwerden durch Zeki Çelik ersetzt. (Note: 2)

Kaan Ayhan: 

Als Verbindungsglied zwischen Mittelfeld und Abwehr organisierte der einstige Düsseldorfer von hinten heraus das Spiel seiner Mannschaft. Wenn die Situation es erforderte, ließ sich der 29-Jährige zwischen die Innenverteidiger fallen oder ging in der Offensive auf die zweiten Bälle. Unaufgeregt und Ballsicher wusste Ayhan das Spiel zu beruhigen. In der 79. Spielminute dann durch Merih Demiral ersetzt. (Note: 2)

Hakan Çalhanoğlu: 

Der Lenker und Denker im Mittelfeld der Türken hatte etwas mit dem Tempo und der Physis der Georgier zu kämpfen und kam im Spiel gegen den Ball nicht immer hinterher, woraus sich dann wiederholt gegnerische Chancen ergaben. Mit Ball allerdings leitete der amtierende italienische Meister mit Inter Mailand die meisten Angriffe seiner Mannschaft mit ein und überzeugte durch eine überragende Passquote von 94 Prozent. Nach 90 Minuten war dann für den Kapitän Schluss und Dortmund-Profi Salih Özcan durfte im heimischen Stadion noch einmal EM-Luft schnuppern. (Note: 2,5)

Kenan Yıldız: 

Das Ausnahmetalent von Juventus Turin sorgte in der ersten Halbzeit über seine Linke Seite durch Tiefenläufe immer wieder für Gefahr. Sein Treffer zum zwischenzeitlichen 2:0 wurde aufgrund einer hauchzarten Abseitsstellung leider zurückgenommen. In der zweiten Hälfte blieb der 19-Jährige aber ziemlich unsichtbar und wurde in der 85. Spielminute durch den späteren Torschützen Kerem Aktürkoğlu ersetzt. (Note: 3)

Orkun Kökçü: 

Der Spielgestalter von Benfica Lissabon ging mit großen Erwartungshaltungen in diese Partie, erfüllen konnte er sie jedoch nicht. Die meiste Zeit kaum zu sehen, traf Kökçü mit dem Ball am Fuß wiederkehrend die falsche Entscheidung, wodurch man gute Chancen auf weitere Tore liegen ließ. Dennoch zeigte sich der Mittelfeldmotor engagiert, auch wenn ihm nicht viel gelingen mochte. (Note: 3,5)

Arda Güler: 

Die türkische Fußballhoffnung in Diensten von Real Madrid stand schon vor dieser Partie im Rampenlicht der türkischen Aufmerksamkeit. Die hohen Erwartungen, die man an ihn hatte, konnte der 19-Jährige allerdings direkt erfüllen. Spielfreudig, ballsicher und mit technischer Finesse beschäftigte der junge Spielmacher die Abwehr der Georgier durchgehend und sorgte für Unruhe. In der 65. Spielminute zeigte Güler seine ganze Klasse, als er aus etwa 23 Metern mit links einfach mal abzog und die Kugel mit einem fantastischen Weitschuss in den Winkel ballerte und somit das zwischenzeitliche 2:1 für seine Mannschaft erzielte. Nach 79 gespielten Minuten durfte Arda Güler sich seinen wohlverdienten Applaus abholen und wurde durch Yusuf Yazıcı ersetzt. (Note: 1,5)

Barış Alper Yılmaz: 

Nominell als einzige Spitze aufgestellt, wich der polyvalente Offensivspieler von Galatasaray oftmals auf den rechten Flügel aus, um Gegenspieler herauszulocken und so Räume für seine Teamkollegen zu reißen. Am Ball wollte Yılmaz zwar nicht allzu viel gelingen, in seinen Bewegungen ohne Ball allerdings bewies der 24-Jährige seine Spielintelligenz und erfüllte offenbar genau die Rolle, die sein Trainer, Vincenzo Montella, für ihn im Sinn gehabt hatte. (Note: 2,5)

Merih Demiral (ab Spielminute 79): 

Für Kaan Ayhan in die Partie gekommen, sollte der ehemalige Juve-Profi vor allem für defensive Stabilität sorgen. Dies gelang nur mäßig, da die Georgier gegen Ende noch einmal richtig Alarm machten. Bei gegnerischen Standards machte Demiral seine Sache allerdings ordentlich und köpfte mehr als einmal einen gefährlichen Ball aus den eigenen Strafraum. (Note: 3)

Yusuf Yazıcı (ab Spielminute 79): 

Als Ersatz für Arda Güler ins Spiel gekommen, zog es den Mittelfeldmann vom LOSC Lille mehr in den gegnerischen Strafraum. Dort hatte der 27-Jährige in der Schlussphase noch die Gelegenheit per Kopf das vorentscheidende 3:1 zu erzielen, scheiterte jedoch am klasse parierenden Marmadashvili. (Note: 3)

Kerem Aktürkoğlu (ab Spielminute 85): 

Die Leistung Kerem Aktürkoğlus, der bis auf die Letzte Aktion im Spiel nicht wirklich in Erscheinung getreten war, ist aufgrund seiner späten Einwechslung eigentlich nicht zu bewerten. Allerdings war es eben dieser Galatasaray-Flügelstürmer, der mit einem Wechsel ins Ausland kokettieren soll, der in der siebten Minute der Nachspielzeit durch seinen Sprint quer über den Platz das leer stehende Tor der Georgier erreichte und zum finalen 3:1 einschob. (Note: 2)

Zeki Çelik (ab Spielminute 85): 

Ebenso wie Kerem Aktürkoğlu spät eingewechselt und in diesem Fall für den angeschlagenen Mert Müldür in die Partie gekommen, ist seine Leistung wegen der wenigen Minuten, die Zeki Çelik auf den Platz stand, nicht adäquat zu bewerten.

Salih Özcan (ab Spielminute 90): 

Als zusätzliche Absicherung für den völlig ausgepowerten Hakan Çalhanoğlu gekommen, ist die Leistung des Dortmunders nicht angemessen zu bewerten.

Foto: Lars Baron / Getty Images