In vielerlei Hinsicht hat sich die türkische Nationalmannschaft in der Gruppenphase bewährt, statistisch reihenweise Top-Werte abgeliefert. Gegen Österreich geht die Mannschaft um Trainer Vinzenco Montella dennoch als Außenseiter ins Achtelfinale. Auch wegen der 1:6-Klatsche vom März, die noch immer allgegenwärtig ist.
Die erste Frage eines türkischen Journalisten bei der offiziellen Spieltags-Pressekonferenz am Montagabend drehte sich neben der sportlichen Einschätzung der Österreicher sogleich um die Verarbeitung des 1:6-Debakels im vergangenen März. Türkei-Trainer Montellas philosophisch angehauchte Antwort daraufhin : "Zuerst einmal sollten wir uns nicht von Emotionen leiten lassen, denn sie hindern uns an unserer Arbeit. Das Gefühl der Rache darf man nicht haben, denn es hindert einen richtig zu denken." Stattdessen habe man die Österreicher rational analysiert, Stärken und Schwächen ausgelotet und sei nun gut vorbereitet für das Duell um den Einzug ins EM-Viertelfinale am Dienstagabend in Leipzig.
16,67 Schüsse pro Spiel: Montella zählt Statistiken auf
Mit Ausnahme der 0:3-Klatsche im zweiten Gruppenspiel gegen Portugal, die vor allem wegen individueller Aussetzer so zustande kam, spielt die Türkei eine ordentliche EM. Was sich auch an gleich mehreren statistischen Werten zeigt: "Bei der Gesamtzahl der erzielten Schüsse liegen wir auf dem dritten Platz, unser Durchschnitt an Schüssen pro Spiel liegt bei 16,67, die Anzahl der gewonnenen Eckbälle beträgt 21, die drittmeisten in der Gruppenphase. Bei den Offensivaktion liegen wir mit 161 auf dem fünften Platz", zählt Montella auf. Es wirkt so, als müsse der Italiener noch immer beweisen, dass der zu Recht das Amt des türkischen Nationaltrainers ausführt.
Gesperrter Kapitän Çalhanoğlu ist "unersetzlich"
Auskommen muss Montella gegen Österreich, die er als die "vielleicht beste Mannschaft des Turniers" beschreibt, ohne Kapitän Hakan Çalhanoğlu und Innenverteidiger Samet Akaydın – beide fehlen gelbgesperrt. Während Akaydın in der Abwehr einfacher zu ersetzen sei, sei der Inter-Mailand-Star "unersetzlich". Die nötige Unterstützung soll auch diesmal wieder von den Rängen kommen, wenngleich Leipzig die ehemalige Wirkungsstätte von Österreich-Coach Rangnick ist. "Ich glaube trotzdem, dass wir morgen wieder ein Stadion mit Fahnen unserer Fans erwarten können", so Montella.