Passiv erfolgreich – Die Krux der Türkei vor der EM

Mit 2:1 konnte die türkische Nationalmannschaft gegen Aserbaidschan zwar gewinnen, überzeugen konnte sie bei diesem ersten Test vor der anstehenden Europameisterschaft aber nicht. Das Grundproblem der kontinuierlichen Passivität – vor allem bei eigener Führung – trägt die Türkei weiter in sich.

Nationaltrainer Şenol Güneş dürfte ganz genau gewusst haben, dass was seine Mannschaft in Alanya über 90 Minuten gegen den Nachbarn aus Aserbaidschan gezeigt hatte, noch weit entfernt von einer EM-Form war. So ließ sich der Trainer-Lehrmeister am Ende auch nur zu einem turnusmäßig "das wichtigste war es heute, dass wir das Spiel gewinnen" durchringen.

Die Frage ist nur: Stimmt das? Wäre die "Milli Takım" möglicherweise nicht besser damit beraten gewesen, wenn sie das erste von drei Vorbereitungsspielen vor der EM verloren oder zumindest nicht gewonnen hätte, um so auf die weiterhin eklatanten Missstände aufmerksam gemacht zu werden? Könnte so die restliche Warm-up-Phase von gerade einmal noch zwei Wochen nicht besser genutzt werden, um genau diese Schwächen zu beseitigen. Die Fragen sind freilich hypothetisch, vor allem, weil die Lösung des Grundproblems, nämlich der stringenten Passivität des Teams, nicht vom ein auf den anderen Tag lösbar scheint.

Debütanten und unbekannte Gesichter gegen Aserbaidschan

Die nimmermüde Diskussion um die fehlende oder falsche Mentalität innerhalb der türkischen Mannschaft muss auch nach diesem Testspiel gegen Aserbaidschan wieder geführt werden. Einmal mehr fielen die Halbmond-Sterne – wie es dem Namen fast schon passend erscheint – in eine Art Tiefschlaf, agierten gegen die Gäste aus Aserbaidschan erneut extrem passiv und schaukelten den knappen Ein-Tor-Vorsprung wackelig über die Zeit. Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass der EM-Kader zum Spielzeitpunkt am Mittwochabend erst wenige Tage zusammen war, Abläufe und Automatismen somit nahezu komplett fehlten, auch weil die Mannschaft gespickt von Debütanten und unerfahrenen Spielern war.

Das passive Grundproblem, was die Türkei aber mit wohl jeder Truppe auf den Platz zu transportieren scheint, bleibt dabei dennoch gegeben. Und weil diese Problematik derart verfestigt und in der Kürze der Zeit kaum zu lösen scheint, wird es Trainer Şenol Güneş jetzt darum gehen, die vermeintliche Moral innerhalb der Mannschaft durch immerhin positive Resultate aufrecht zu erhalten. Insofern war es tatsächlich wichtig, gegen Aserbaidschan einfach nur zu gewinnen.