Nach der 0:3-Pleite gegen Portugal entlud sich die Wut vieler türkischer Anhänger auf Trainer Vinzenco Montella. Der Italiener hätte nach dem siegreichen Auftakt gegen Georgien die falsche Aufstellung gewählt, zu viel und auf den falschen Positionen rotiert. Dabei war die Situation in drei von vier Fällen alternativlos. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.

Schon in der Halbzeitpause, später dann auch im Laufe des zweiten Durchgangs skandierten die zahlreichen Fans im Dortmunder Stadion den Namen von Arda Güler, forderten das Super-Talent von Real Madrid auf den Rasen. Es war die Personalie, die am Samstagabend für die größte Verwunderung sorgte. "Arda war nicht in der Lage, mehr als 30 Minuten zu spielen, ohne das Risiko einer Verletzung zu erhöhen", erklärte Montella im Anschluss den Verzicht auf den gegen Georgien noch überragenden Offensivkünstler, der dem Trainer "wirklich leid" tat. Für Güler, der in der 70. Minute kam, dann aber blass blieb, spielte Yunus Akgün; nicht schlecht, aber eben ohne den gülerschen Esprit.

Ersatzkeeper Bayındır hatte sich bewiesen

Kurzfristig verzichten musste Trainer Montella auch auf Torwart Mert Günok, der sich am Vortag im Training leicht verletzt hatte und nicht spielfähig war. Stattdessen stand Altay Bayındır zwischen den Pfosten und bot eine zugegeben grausame Vorstellung. Der dauerhafte Unsicherheitsfaktor ist mit Sicherheit auf die mangelnde Spielpraxis (nur ein Pflichtspiel diese Saison bei Manchester United) zurückzuführen, allerdings bewährte sich der Ersatzmann zuvor in den Spielen gegen u.a. Deutschland und Italien. Und: Hinter dem anderen Stellvertreter, Uğurcan Çakır, bei der EM 2021 noch Stammtorhüter, liegt mit Trabzonspor ebenfalls keine glorreiche Spielzeit.

So notgezwungen die Rotation auf der Güler- und Torhüter-Position war, so nachvollziehbar war auch der Bankplatz für Kenan Yıldız. Der Jungprofi von Juventus Turin ist bei Fans zwar ebenfalls äußerst beliebt, war gegen Georgien aber noch einer der wenigen schwächeren Profis. Dass für ihn Galatasaray-Flügelmann Kerem Aktürkoğlu begann, der gegen Georgien den späten 3:1-Endstand besorgte, war völlig legitim.

Müldür-Rausnahme ergibt wenig Sinn

Einzig verwunderlich bleibt so der Tausch auf der rechten Defensivseite, wo Zeki Çelik für Mert Müldür begann, der gegen Georgien nicht zuletzt wegen seines traumhaften Führungstreffers überragte. "Wenn man alle vier Tage spielt, ist das ein anderer Sport, als wenn man jede Woche spielt. Also braucht man einen Wechsel der Spieler", begründete Montella seine Rotation. Nicht ganz nachvollziehbar, sollten die Spieler doch gerade jetzt am Leistungslimit und in der Lage sein, zwei Partien in Folge zu bestreiten.