Das Coronavirus lässt ernsthafte Zweifel aufkommen, ob die aktuelle Saison zu Ende gespielt werden kann. Weil die Zukunft ungewiss ist, geht der Blick zurück. In der neuen Mini-Serie thematisiert das LIGABlatt positive wie negative Highlights der Top-Teams der Süper Lig der laufenden Saison. Heute: Trabzonspor.
Viele türkische Experte prophezeiten bereits vor der Saison, dass Trabzonspor der Istanbuler Regentschaft in dieser Spielzeit ernsthafte Konkurrenz bieten könnte. Präsident Ağaoğlu erklärte angriffslustig, dass man die vermeintlichen Favoriten ärgern wolle und sich selbst als Kandidat auf die Meisterschaft sehe. Tatsächlich haben die Bordeaux-Blauen mit einer Mannschaft aus jungen Talenten und erfahrenen Veteranen bereits in der Vorsaison ihr Potenzial angedeutet. Mit klugen Transfers versuchte man im Sommer dem Team den Feinschliff zu verpassen – und der Plan ging auf. Der aus Crystal Palace inklusive Kaufoption ausgeliehene Alexander Sørloth schlug voll ein und steht bis dato allein in der Liga bei 19 Treffern – Ligabestwert! Auch der Transfer mit der größten medialen Strahlkraft, die Verpflichtung von Daniel Sturridge, funktionierte – allerdings nur sportlich. Nach der Winterpause kündigte Trabzon dem Engländer mir sofortiger Wirkung, nachdem dieser wegen wiederholtem Verstoß gegen das Glücksspielgesetz als Profispieler verstoßen hatte und deshalb von der FIFA für sechs Monate gesperrt wurde.
Zwei süße Siege gegen Fenerbahçe – aber auch Schattenseiten
Zu diesem Zeitpunkt waren Trabzon schon am oberen Ende der Tabelle angekommen. Mit teilweise spektakulären Auftritten wie den Kantersiegen gegen Rize (5:2) oder Kasımpaşa (6:0) begeisterte die Mannschaft ihre Fans. Die beiden 2:1-Siege in der Hinrunde und im Halbfinal-Hinspiel des Pokal gegen Fenerbahçe wurden besonders frenetisch gefeiert. Was Trabzon in dieser Saison ebenfalls so stark macht, ist die Auswärtsstärke: 23 Punkte bei 12 Spielen in der Fremde sind unerreicht. Zum Vergleich: Der ungeliebte Rivale aus Kadıköy sammelte bis 16 Punkte in 14 Auswärtspartien. Jedoch war am Schwarzen Meer in den vergangenen Monaten nicht alles rosig. Die Trennung von Trainer Ünal Karaman um den Jahreswechsel rückte die Klub-Bosse in ein ähnlich schlechtes Licht, wie die Freistellung von Routinier John Obi Mikel. Der Nigerianer wollte sich Anfang März beim Spitzenspiel gegen Başakşehir wegen der Ausbreitung des Coronavirus nicht aufstellen lassen. Damals war man noch der Ansicht, die Reaktion des Defensiv-Allrounders wäre maßlos überzogen und nicht hinnehmbar. Zeiten ändern sich.