Als berge der Kampf um den Einzug ins EM-Halbfinale nicht schon gut sportliche Brisanz, ist das Duell zwischen der Türkei und der Niederlande am Samstagabend in Berlin zusätzlich emotional aufgeladen. Die Polizei spricht gar von einem "Nonplusultra-Hochrisikospiel". Das LIGABlatt mit einer Übersicht.
Es dürfte kein normaler Samstag werden in Berlin. Erstmals bei dieser Europameisterschaft spielt die türkische Nationalmannschaft in der deutschen Hauptstadt, die gleichzeitig die mit Abstand meisten Türken (circa 200.000) beheimatet. Und dann noch bei einem EM-Viertelfinale gegen die nicht minder feierfreudigen und zahlreich auftretenden Niederländer. Sorge macht der Polizei aber weniger das mögliche Aufeinandertreffen beider Fanlager, sondern vor allem der alleinige Auftritt der türkischen Anhänger nach der umstrittenen Debatte über den Wolfsgruß von Merih Demiral, der dafür für zwei Spiele von der UEFA gesperrt wurde.
3.000 Polizisten im Einsatz – auch abseits des Stadions in türkischen Communitys
Rund 3000 Beamte dürften am Samstag allein für das Fußballspiel im Einsatz sein. Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin, spricht von einem "Nonplusultra-Hochrisikospiel". Nicht nur die bekannten Hotspots, sondern auch zahlreiche andere Anlaufstellen müssten angesichts der großen türkischen Community in Berlin abgesichert werden. Zumal durch den Wolfsgruß-Wirbel die Stimmung zusätzlich aufgeheizt ist. "Politik hat keinen Platz auf dem Spielfeld. Erst recht nicht, wenn in ihrem Zentrum menschenverachtende Symbolik zum Ausdruck gebracht wird", erklärte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke im Vorfeld und hat die Türkei-Fans zum Verzicht der Wolfsgruß-Geste aufgefordert.
Stadionbesucher Erdogan: "…wenn wir das Spielfeld als Sieger verlassen"
Die bei Galatasaray operierende Fan-Gruppe Ultraslan kündigte bei Instagram derweil an, man könne es nicht abwarten, "als Tausende Graue Wölfe in Berlin und als Millionen in der Welt eine Antwort auf diese Gemeinheit zu geben". Und auch der türkische Staatspräsident Reçep Tayyip Erdoğan, der extra für das Viertelfinal-Spiel nach Berlin ins Stadion reisen wird, kündigte an: "Hoffentlich ist die ganze Sache am Samstag erledigt, wenn wir das Spielfeld als Sieger verlassen und in die nächste Runde einziehen".