In einem verrückten und hoch emotionalen interkontinentalen Derby hat Galatasaray am Sonntagabend den Fluch von Kadıköy besiegt und zum ersten Mal seit 21 Jahren beim Erzrivalen Fenerbahçe gewonnen. Nach der Führung von Kruse trafen Donk, Falcao und Onyekuru zum 3:1 für die "Löwen". Außerdem sahen Trainer Ersun Yanal und Deniz Türüç auf Seiten der Gastgeber sowie Belhanda auf der anderen Seite die Rote Karte.
Fenerbahçe-Trainer Ersun Yanal setzte im Derby auf ein 4-2-3-1-System mit Altay im Tor. Davor verteidigten Isla, Jailson, Serdar Aziz und Hasan Alı in einer Viererkette. Auf der Doppel-Sechs begannen Tolgay Arslan und Ozan Tufan, davor Tolga Ciğerci, Max Kruse und Nabil Dirar. Vorne stürmte erwartungsgemäß Vedat Muriqi. Die gleiche Grundformation setzte Galatasaray-Trainer Fatih Terim mit Torwart und Kapitän Muslera dagegen. Mariano, Donk, Marcao und Saracchi. Seri und Ömer spielten davor; Onyekuru, Belhanda und Feghouli davon den offensiven Part. Einzige Spitze war nicht wie in den Wochen zuvor Adem sondern Radamel Falcao.
Vor dem Spiel gab es zunächst ein Gedenken der Todesopfer des rechtsradikalen Anschlags auf mehrere Shisha-Bars im hessischen Hanau. Beide Mannschaften hielten dafür ein solidarisches Banner hoch. Dann wurde Fußball gespielt. #EsReicht #Hanau
Galatasaray fand trotz ohrenbetäubender Lautstärke in Kadıköy besser in die Partie und hatte nach wenigen Minuten die erste dicke Chance durch Henry Onyekuru (4.) zu verzeichnen. Der Nigerianer zog aus aussichtsreicher Position aber kläglich vorbei. Der sofortige Druck der Gäste zwang auch Fenerbahçe zu Offensiv-Aktionen, die sich prompt auszahlten: Nach feinem Doppelpass mit Max Kruse erhielt Muriqi den Ball 15 Meter zentral vor dem Tor und wollte schon abschließen – da sprang im Galatasaray-Verteidiger Marcao in die Beine. Klare Sache für Schiedsrichter Meler, der die Videobilder zwar nochmal checkte, dann aber folgerichtig auf Elfmeter entschied. Max Kruse nahm sich der Sache an und verwandelte in gewohnter Manier sicher in die rechte untere Ecke. Galatasaray ließ sich vom plötzlichen Rückstand aber nicht verunsichern und drängte auf den Ausgleich. Nach einem Freistoß von Ömer vergab abermals Onyekuru nur wenige Meter vor dem Kasten von Altay eine gute Möglichkeit, als sein Ball im letzten Moment noch von einem Gegenspieler geblockt werden konnte. Der nächste Ömer-Freistoß brachte aber die Wende: Nach einem Eckball des Türken köpfte Ryan Donk aus rund elf Metern hart und platziert zum 1:1-Pausenstand ein.
Drei Rote Karten – Falcao und Onyekuru werden Derby-Helden
In der zweiten Hälfte wurde das Derby zunehmend ruppiger und es machte den Anschein, Schiedsrichter Meler würde die Partie allmählich entgleiten. Nach heftigen Protesten gegen das Schiedsrichter-Gespann sah Fenerbahçe-Trainer Ersun Yanal nach 67. Minuten die Rote Karte und musste den Rest des Spiels von der Tribüne aus betrachten. Er sah, wie seine Mannschaft zunehmend unter dem Druck der Löwen geriet. Wenige Minuten danach vergab Onyekuru zum dritten Mal eine nahezu 100-prozentige Gelegenheit, doch war nur wenig später trotzdem der gefeierte Held. Am linken Strafraumrand holte der Nigerianer nach einer Jailson-Grätsche den nächsten Elfmeter heraus. Nach Kruse trat auf Seiten "Cim Boms" Radamel Falcao (79.) an und verwandelte ebenfalls gekonnt ins linke Eck.
Der erste Sieg von Galatasaray beim ungeliebten Nachbarn seit 20 Jahren schien nun möglich. Auf dem Feld geriet das 126. Süper Lig-Derby der beiden türkischen Großmächte aber zunehmend aus den Fugen. Nach einem Zwist zwischen Deniz Türüç, der sich obendrein mit der Galatasaray-Bank anlegte und Belhanda, der dem 32-jährigen Türken ins Gesicht fasste, mussten beide Spieler ebenfalls mit Rot runter. Fenerbahçe rannte nun an und ging All-In für den Ausgleich – und lief in einen Konter der Gäste: Onyekuru lief frei auf das Tor von Altay zu, blieb diesmal cool, umkurvte den Torhüter und schoss ein zum 3:1 für Galatasaray. Danach hagelte es von Rängen jederlei Gegenstände und Plastikbecher. Mehrmals mussten die Verantwortlichen beider Lager die Fanmassen beruhigen und die Spieler zurückhalten. Nach zwölf minütiger Nachspielzeit pfiff Meler ab und Galatasaray war der Derbysieger – zum ersten Mal seit 21 Jahren in Kadıköy!