Am 2. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase war Galatasaray bei Manchester United gefordert. In einem wilden Spiel, das von individuellen Fehlern geprägt war, waren die Gäste letztlich die clevere Mannschaft und gewannen in der Ferne am Ende sogar verdient mit 3:2. Matchwinner war, trotz eines Ausrutschers, der zum zwischenzeitlichen 1:2 führte, Gala-Innenverteidiger Davinson Sánchez, der zwei Tore vorbereitete und auch sonst mit einer tollen kämpferischen Leistung überzeugte.
Im Vergleich zum knappen 2:1 Heimsieg über Ankaragücü in der Süper Lig am vergangenen Wochenende gab es bei Galatasaray tatsächlich nur eine Änderung in der Startelf: Anstelle von Kerem Demirbay spielte Abdülkerim Bardakcı. Kaan Ayhan rückte ins defensive Mittelfeld vor, um sich gegebenenfalls in eine Dreier- respektive Fünferkette nach hinten in die Innenverteidigung fallen zu lassen und so dem eigenen Defensivspiel mehr Variabilität zu verleihen. Im Mittelfeld selbst dann sollte er früh stören und den Gegner am kontrollierten Spielaufbau hindern. Gegenüber dem 0:1 gegen Crystal Palace am Samstag gab es bei den "Red Devils" ebenfalls nur eine Änderung in der Startelf, wonach Hannibal Mejbri im Mittelfeld den Vorzug vor Facundo Pellistri bekam.
Galatasaray unkonzentriert aber giftig
Die erste Halbzeit zeigte ein ausgeglicheneres Spiel als es die meisten Experten wohl erwartet hätten. Zwar war Manchester United die feldüberlegene Mannschaft und konnte mehr Abschlüsse für sich verbuchen, die Gäste waren aber vor allem im Mittelfeld giftig und hinderten die "Red Devils" an einem kontrollierten Spielaufbau. Allerdings schlichen sich auch einige Unkonzentriertheiten bei Gala ein, was prompt bestraft wurde: In der 17. Spielminute stimmte die Defensivkommunikation zwischen Linksverteidiger Angeliño und der Innenverteidigung nicht, sodass bei Gala hinten links eine gewaltige Lücke klaffte. Casemiro erkannte die und schickte Marcus Rashford auf die Reise, der dann aus dem Vollsprint heraus eine Flanke in die Mitte auf den mitgelaufenen Rasmus Højlund schlug, der sich diese Gelegenheit nicht nehmen ließ und per Kopf das 1:0 für die Gastgeber erzielte. Für Gala war dieses Gegentor allerdings weniger ein Schock als viel mehr ein Weckruf, denn nun spielte man mutiger nach vorne, was sich nur sechs Minuten später auch auszahlen sollte, als Davinson Sánchez einen langen Ball auf den in die Spitze gelaufenen Wilfried Zaha schlug. Der Außenstürmer setzte gegen Gegenspieler Diogo Dalot geschickt seinen Körper ein, um den Ball abzuschirmen und per Volley zum Abschluss zu kommen. Der Ball wurde von Dalot noch kurios abgefälscht, sodass die Kugel als Aufsetzer über den verdatterten André Onana im Kasten der "Red Devils" hinweg sprang und im Tor landete. Nach dem 1:1 gab es bei Gala zwar noch weitere Unkonzentriertheiten und ManU kam zu Chancen, allerdings kamen die "Löwen" immer besser ins Spiel, sodass es letztlich mit dem Unentschieden auch in die Pause ging.
Fehler auf beiden Seiten sorgen für ein offenes Spiel
Galatasaray kam eigentlich gut aus der Pause, erspielte sich einige kleinere Chancen und zeigte vor allem kämpferisch eine tadellose Leistung, doch nach einer Weile zeigte sich, die spielerische Klasse von ManU – das 1:2 aus Gala-Sicht jedoch fiel nach einem individuellen Patzer: Ein Ball in die Spitze der "Red Devils" hätte durch Davinson Sánchez leicht abgefangen werden können, der Kolumbianer rutschte allerdings auf dem durch den schweren Regeln matschigen Boden weg, sodass Rasmus Højlund allein aufs Tor zu laufen konnte und den Ball in der 67. Spielminute über Fernando Muslera hinwegspitzelte. Doch wie schon in der ersten Hälfte war das Gegentor aus Sicht der "Löwen" ein Weckruf: Nur zwei Minuten später hatte Kerem Aktürkoğlu die Chance auf dem Ausgleich setzte, den Ball aber neben den Pfosten. Dies war aber egal, da der 24-Jährige in der 71. Spielminute dann seine Chance nutzte: Nach einem Einwurf durch Sacha Boey spielten Mauro Icardi und der eingewechselte Barış Alper Yılmaz über rechts gut zusammen und Yılmaz passte im Strafraum in die Mitte, wo Aktürkoğlu die Kugel an André Onana vorbei ins Tor spitzelte.
Galatasaray spielt auf Sieg
Nach dem Ausgleich hatte Gala Oberwasser und kam zu mehr Chancen. In der 77. Spielminute spielte ManU-Schlussmann Onana unter Druck einen katastrophalen Pass auf den eingewechselten Dries Mertens, der wiederum Mauro Icardi einsetzte, der seinerseits im Strafraum nur durch ein Foul Casemiros aufgehalten werden konnte. Das Resulatat daraus waren Elfmeter für die Gäste sowie Gelb-Rot für den Brasilianer. Den anschließenden Strafstoß konnte Icardi dann allerdings nicht verwandeln, sondern schoss knapp am linken Pfosten vorbei. In der 81. Spielminute jedoch bekam Icardi die Gelegenheit, diesen Fehlschuss wieder auszubügeln, nachdem Davinson Sánchez einen Langen Ball der Engländer herausköpfte: Dries Mertens ließ clever durch, sodass plötzlich Galas Mittelstürmer frei vorm Tor auftauchte und den Ball über Onana hinweg zum mittlerweile verdienten 3:2 ins Tor lupfte. Die Führung der Istanbuler sowie der Platzverweis auf Seiten der Gastgeber sorgten für ein zermürbendes Spiel: Gala wollte das 3:2 in der Fremde so natürlich mitnehmen, während Manchester auf das Unentschieden ging, allerdings auch nicht das komplette Risiko eingehen wollte. Nach 90 Minuten waren beide Teams stehend k.o., wodurch die sieben Minuten Nachspielzeit nur ein Kampf waren. Aufgrund des bedingungslosen Einsatzes und der Überzahl konnten die heute in weiß spielenden Gelb-Roten die Führung über die Zeit retten und sicherten sich so ganz wichtige drei Punkte.
Als nächstes ist Galatasaray am Samstag in der Süper Lig bei Antalyaspor zu Gast, wohingegen Manchester United ebenfalls am Samstag in der Premier League Brentford empfängt.
Foto: X / Galatasaray SK