Mit einem 3:2-Erfolg im Playoff-Hinspiel bei Molde FK ist Galatasaray am Mittwochabend ein großer Schritt in Richtung Champions-League-Gruppenphase gelungen. Der ebenso späte wie wertvolle – und nur bedingt verdiente – Siegtreffer ging auf das Konto des eingewechselten Fredrik Midtsjø, der seine norwegischen Landsleute damit zur Verzweiflung brachte.

Wie gewohnt, setzte Galatasaray-Trainer Okan Buruk auch beim Auswärtsspiel in Norwegen auf eine 4-2-3-1-Formation. Dabei stand Yunus Akgün trotz der Gerüchte um einen Wechsel zu Leicester City überraschenderweise in der Startelf. Neben dem 23-jährigen Flügelstürmer durften Muslera, Angeliño, Bardakcı, Nelsson, Boey, Oliveira, Kutlu, Aktürkoğlu, Mertens sowie Icardi von Beginn an ran.

"Löwen" korrigieren Fehlstart mit Doppelschlag

Keine zwei Minuten waren gespielt, als der Tabellenvierte durch ein Zufallsprodukt in Person von Kapitän Eikrem den ersten Abschluss der Begegnung verzeichnete. Überhaupt startete Molde auf dem Kunstrasen im Aker Stadion mit viel Mut, was zum Schock aller Galatasaray-Fans mit der frühen Frühung für die Norweger belohnt wurde (8.). Beim auf eine Ecke folgenden Kopfball von Ellingsen machte die Verteidigung der Gelb-Roten eine desolate Figur – der 28-Jährige wurde sträflich alleine gelassen und nickte so ohne jegliche Bedrängnis zum 1:0 ein. Auch nach dem schnellen Nackenschlag hatten die Gäste aus Istanbul große Probleme mit der energischen Spielweise der Skandinavier, deren zweiten Treffer des Abends Muslera mit einer Glanzparade gegen Eikrem gerade noch so verhindern konnte (13.). Indes war Galatasaray zu diesem Zeitpunkt nicht anzumerken, was sowohl unter sportlichen als auch unter finanziellen Aspekten auf dem Spiel stand – es mangelte den Buruk-Schützlingen nicht nur an Intensität in den Zweikämpfen, sondern auch an Ideen und Genauigkeit in der Offensive. Umso glücklicher glich "Cim Bom" in der 25. Spielminute mit dem ersten eigenen Schuss aufs Tor durch einen Freistoß von Oliveira zum 1:1 aus, der ohne massive Abfälschung wohl kaum den Weg ins Netz gefunden hätte. Kein Glück, sondern pures Können zeigte Icardi nur vier Zeigerumdrehungen später: Auf eine Akgün-Flanke aus dem Halbfeld folgend, zog der Argentinier aus der Drehung direkt ab und hämmerte den Ball zum 2:1 unter die Latte – ein Weltklasse-Tor! Bei diesem aus türkischer Sicht insgesamt schmeichelhaften Zwischenstand blieb es bis zum Pausenpfiff von Schiedsrichter Anthony Taylor, nachdem Mertens kurz vor dem Kabinengang eine Riesenchance vergab (40.) und ein Treffer von Akgün (43.) nach VAR-Eingriff nicht zählte.

Molde nutzt Überlegenheit nicht – Galatasaray eiskalt

Die Devise der "Löwen" für den zweiten Durchgang war klar: Keinen Gegentreffer mehr kassieren und selbst nach Möglichkeit noch das eine oder andere Tor nachlegen. In den von Molde dominierten ersten 25 Minuten des Spiels hätte das noch vermessen geklungen, doch im Laufe der ersten Hälfte fand Galatasaray immer besser in das Playoff-Duell mit den Skandinaviern. Entgegen diesem Vorhaben waren es nach Wiederbeginn aber erneut die Hausherren, die den besseren Start erwischten und viel Druck nach vorne machten. So kam es alles andere als aus dem Nichts, dass dem amtierenden norwegischen Meister mit einem sehenswerten Volleyschuss das verdiente 2:2 durch den linken Schienenspieler Haugen gelang (56.). Darauf entschied sich Galatasaray-Trainer Buruk, den glücklos agierenden Mertens durch Demirbay zu ersetzen. Bekanntlich ist der Ex-Leverkusener in der Lage, das Spiel mit seiner Kreativität und seiner Ballsicherheit zu beleben, was den Gelb-Roten in dieser Phase fehlte. Nichtsdestotrotz blieb Molde aber vorerst die bessere Mannschaft, die dem dritten Tor näher war als die Gäste vom Bosporus. Dieser Ansicht war offenbar auch Buruk, denn mit einem weiteren Wechsel – Ayhan kam für Oliveira – wurden die "Löwen" zumindest nominell defensiver. Zudem durfte 20 Minuten vor Schluss Yılmaz für den unauffälligen Aktürkoğlu mitwirken. Wie der Rest der Mannschaft, merkten auch die beiden Eingewechselten, dass die Nordeuropäer nicht locker ließen und durch Haugen nur haarscharf an der erneuten Führung vorbeischrammten (74.). Derweil sorgten bei Galatasaray vor allem Standards für Gefahr – so auch ein Kopfball von Kutlu nach einer Ecke von Demirbay (77.). Frische Beine für die Schlussminuten erhofften sich die Gelb-Roten vom Debütanten Tetê, der für den starken Akgün in die Partie kam. Und tatsächlich gelang Galatasaray Sekunden vor dem Ende noch der äußerst glückliche 3:2-Endstand durch den eingewechselten Midtsjø, der nach Vorarbeit von Icardi nur noch ins leere Tor einschieben musste.

Aufgrund der verlegten Süper-Lig-Partie gegen Istanbulspor geht es für Galatasaray erst am nächsten Dienstag (21.00 Uhr MEZ) weiter. Dann empfangen die "Löwen" Molde FK zum entscheidenden Playoff-Rückspiel im Rams Park.

Foto: twitter.com/GalatasaraySK