Nach der Vizemeisterschaft in der ersten Jahreshälfte zeigte Galatasaray in der zweiten zwei Gesichter: Einerseits das international erfolgreiche, andererseits das national inkonstante und vor allem erfolglose. Abgesehen vom sportlichen Erfolg der vergangenen Süper-Lig-Monate kann "Cim Bom" aber auf ein zufriedenstellendes Jahr zurückblicken. Das ist das LIGABlatt-Zeugnis für Galatasaray für 2021.
Sportliches Abschneiden national (Note 5,5)
In der Saison 2020/21 lieferte sich Galatasaray einen erbitterten Titel-Dreikampf mit den beiden größten Erzrivalen, wobei am Ende zwei fehlende Tore nur die Vizemeisterschaft bedeuteten. Derlei Tabellenregionen können die "Löwen" nicht mal mit dem Fernglas erhaschen. "Cim Bom" rangiert zur Saison-Hälfte auf einem katastrophalen zehnten Tabellenplatz, die Spitzenreiter Trabzonspor ist bereits 19 Punkte enteilt. Im Pokal setzte es zudem zuhause eine Peinlich-Pleite gegen Zweitligist Denizlispor – das unrühmliche Ende einer auf nationaler Ebene desaströsen Hinrunde.
Sportliches Abschneiden international (Note 1,5)
So schlecht es für Galatasaray in der heimischen Türkei lief, so geradezu brillant lief es im internationalen Wettbewerb. In der Champions-League-Qualifikation noch an der PSV Eindhoven gescheitert, meisterte man die anschließende Europa-League-Qualifikation souverän, um dann in der Gruppenphase groß aufzutrumpfen. In der namhaften Gruppe mit Lazio, Marseille und Lokomotive Moskau blieb man ungeschlagen und sicherte sich als Gruppenerster den direkten Einzug ins Achtelfinale.
Transfers (Note 2,5)
Auch wenn sich der neu eingeschlagene Kurs, auf junge, entwicklungsfähige Spieler zu setzen, noch nicht in der Tabelle widerspiegelt, ist es der Weg der Zukunft. Die neuen Nelsson, Kutlu sowie das Rumänen-Duo (alle nicht älter als 24 Jahre) waren sofort gesetzt. Angesichts eines Transferdefizits von knapp 25 Millionen muss diese Strategie aber auch aufgehen – und zwar nicht erst langfristig, wie es die Vereinsführung mit dem 5- Jahres-Plan ausgibt, sondern auch in gewisser Weise auch kurzfristig.
Spielerförderung & Nachwuchsarbeit (Note 2,5)
Talenten, denen Galatasaray in der laufenden Saison nicht ausreichend Spielpraxis garantieren konnte, wurden vorsorglich ausgeliehen. Die ambitionierten Akteure, die ihre Stärken in der Vorsaison bereits andeuteten, haben diese bestätigt. Wer besonders heraussticht, ist Kerem Aktürkoğlu. Der flinke Flügelstürmer ist unter Fatih Terim dauergesetzt, bester Scorer des Teams und längst auf dem Radar internationaler Klubs.
Klub-Politik & Außendarstellung (Note 2)
Die Präsidenten-Wahl von Burak Elmas verlief verhältnismäßig geräuschlos und ohne große Skandale. Erschüttert wurde die Galatasaray-Welt dann wenige Monate später vom plötzlichen Tod des Ex-Bosses Mustafa Cengiz. Mit dem neu propagierten Weg der Verschlankung und Verjüngung des Kaders geht Galatasaray einen zumindest für die Türkei innovativen und ungewöhnlichen, aber auch zeitgemäßen Weg. Die guten Europapokal-Auftritte haben das in den letzten Jahren geschädigte Klub-Image zusätzlich etwas aufpoliert.
Gesamtnote: 3+ (befriedigend mit guter Tendenz)