Galatasaray entlässt Mittelfeldspieler Younès Belhanda mit sofortiger Wirkung, nachdem sich dieser kritisch gegenüber den vorherrschenden Rasenbedingungen äußerte und den Vorstand in die Pflicht nahm. Eine Farce, die über das bloße Suchen nach einem passenden Sündenbock hinausgeht. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.
Dass das Verhältnis zwischen Younès Belhanda und Galatasaray schon länger zerrüttet ist, ist bekannt. Mehrere Zerreißproben in Form von Transferperioden, in denen eine Trennung schlicht wegen des geringen Interesses anderer Vereine nicht zustande kam, wurden eher zwangsläufig gemeistert. Dass der Marokkaner nun aber mit sofortiger Wirkung freigestellt wird und das noch bis zum Sommer laufende Vertragsverhältnis vorzeitig aufgelöst wurde, überrascht dann doch – und ist angesichts des committeten Arguments gerade zu lächerlich.
Offiziell heißt es in der Stellungnahme des türkischen Rekordmeisters am Mittwochmittag, Belhanda habe im Anschluss an das 2:2-Unentschieden gegen Sivasspor "fahrlässige, vereinsschädigende und nicht zu tolerierende Aussagen gegenüber dem Vorstand" getätigt. Gemeint war die durchaus harsche und persönlich adressierte, nicht aber fahrlässige und schon gar nicht faktisch falsch oder verwerfliche Kritik am nach wie vor miserablen Zustand des Rasens im eigenen Stadion. Ein Klub wie Galatasaray sei so etwas nicht würdig, richtig gespielt werden könne dort deshalb auch nicht und es liege einzig im Zuständigkeitsbereich des Vorstands daran schnellstmöglich etwas zu ändern, so die Worte des Mittelfeldspielers nach Spielschluss mit dem abschließenden Satz: "Sogar in Florya (dem Trainingszentrum der "Löwen"; Anm. d. Red.) ist der Rasen besser." Wo er Recht hat, hat er Recht.
Die sofortige Freistellung Belhandas als Platzierung und öffentlichkeitswirkender Beseitigung eines Sündenbocks zu bewerten, wäre zu kurzgegriffen – allein schon deshalb, weil dem zugegebenermaßen nicht immer handsamen Marokkaner jene Rolle schon zu oft in den insgesamt vier Jahren bei "Cim Bom" zu Teil wurde. Sie ist eine echte Farce, da Belhandas Äußerungen einerseits de facto gerechtfertigt, anderseits aber auch nicht neu sind. Trainer Fatih Terim beklagte sich in jüngster Vergangenheit ebenfalls mehrfach über die gegenwärtigen Platzverhältnisse und nahm dabei auch im Zusammenhang mit dem Vorstand kein Blatt vor den Mund – übrigens auch sonst selten. Aber was wäre wohl los gewesen, hätte die Chef-Riege um Präsident Mustafa Cengiz die Klub-Legende schlechthin wegen einer vergleichsweise derartigen Lappalie entlassen? Dann doch lieber dem ohnehin als Sündenbock erprobten Belhanda den endgültigen Gnadenstoß versetzen.