Überraschend oder gar schockierend war Marcãos Wechsel zum FC Sevilla längst nicht mehr. Die Lücke, die der Brasilianer hinterlässt, wird sich allerdings nicht leicht schließen lassen.
So schmerzhaft das für Galatasaray-Fans im Besonderen und Anhänger des türkischen Fußballs im Allgemeinen ist, muss man festhalten, dass der Brasilianer der Süper Lig entwachsen war. Lediglich die Aussicht auf internationale Auftritte hätten den 26-Jährigen vielleicht noch für eine Saison in Istanbul halten können, so aber war klar und auch folgerichtig, dass er weiterziehen würde. Der Innenverteidiger träumt von der Nationalelf und wird sich in Spanien deutlich besser ins Schaufenster stellen können. Zurück bleibt sein Ex-Verein, der sich zwar über eine willkommene zweistellige Ablösesumme freuen kann, nun aber vor der Herkulesaufgabe steht, den Abwehrboss adäquat zu ersetzen. Genau das war Marcão nämlich bereits seit längerer Zeit für Galatasaray und das macht es auch so schwierig, mit einem neuen Spieler den Qualitätsverlust aufzufangen. Marcão war einerseits ein kompromissloser und zuverlässiger Abräumer, gab gleichzeitig aber auch den Antreiber und ordnete das Spiel von hinten mit klugen Bällen für die Offensive. Ein Gesamtpaket also und damit neben Fenerbahçes Kim sicherlich der beste Innenverteidiger der letzten Spielzeit.
Denayer, Ayhan und Kabak im Gespräch
Und jetzt? Neben Marcãos ehemaligen Nebenmann Nelsson, der eine durchwachsene Saison hinter sich hat, wurde Abdülkerim Bardakcı verpflichtet. Der 27-Jährige ist Türke und war offenbar auch im Visier der Konkurrenz. Eine gute Verpflichtung, die den ehemaligen Fixpunkt in der Defensive aber nicht vergessen lassen wird. Seit Monaten wird daher Jason Denayer gehandelt. Der Belgier ist 27 Jahre alt, 35-facher Nationalspieler und nach dem Ende seines Vertrags mit Olympique Lyon ablösefrei. Der ehemalige Kapitän der Franzosen wäre sicherlich ein guter Fang und zumindest auf Sicht auch ein Führungsspieler, die spielerische Klasse seines eventuellen Vorgängers hat er allerdings nicht. Neben Kaan Ayhan (der spielerisch ebenfalls ein Rückschritt wäre) wird außerdem auch Ozan Kabak mit einer Rückkehr in Verbindung gebracht. Für den aktuellen Schalker wäre eine erneute Verpflichtung in Istanbul allerdings wohl zumindest das Eingeständnis eines Scheiterns in Europa. Ob der mittlerweile 22-Jährige ungeachtet seines großen Talents außerdem (schon) das Zeug zum Stabilisator und Abwehrboss hat, sei zumindest dahingestellt.
Es wird also eine Mammutaufgabe Marcão zu ersetzen. Die Fans hoffen auf einen oder besser noch zwei Geistesblitze ihres neuen Vorstands.
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