Galatasaray-Fans dürften sich aktuell ein wenig unwillig die Augen reiben. In der Liga läuft man der Musik auch nach dem jüngsten 2:2 gegen Außenseiter Altay weiter hinterher und wartet seit nunmehr vier Spielen auf einen Sieg. Ganz anders sieht es in der Europa League aus.
In der nominell sehr ausgeglichenen Gruppe E steht man souverän an der Tabellenspitze und trifft nun am Donnerstag mit Lazio Rom auf den einzig verbliebenen Verfolger. Olympique Marseille und Lokomotive Moskau konnte man hingegen bereits auf die Plätze verweisen. Drei Siege und zwei Unentschieden sind eine wirklich ordentliche Ausbeute, insbesondere wenn man sich anguckt, wie die Lage in der Liga aussieht. Zu erklären ist diese Anomalie kaum. In der jüngeren Vergangenheit ließen sich türkische Teams in Europa regelmäßig abschießen und auch Galatasaray bildete da keine Ausnahme. In diesem Jahr hingegen zeigt Fatih Terims Mannschaft auf internationalem Parkett die nötige Ernsthaftigkeit. In der Liga wiederum wurden nicht nur beide Derbys verloren, sondern man ließ auch gegen Außenseiter Punkte liegen.
Offensivspiel noch nicht ausgereift genug
Naheliegende Erkenntnis: Galatasaray tut sich schwer damit, das Spiel zu machen und lässt bevorzugt den Gegner agieren. Das ist zumindest halb richtig. Die Gelb-Roten sind tatsächlich eine konterstarke Mannschaft, die mit der richtigen Mischung aus Tempo und Technik den Ball schnell und schnörkellos nach vorne bringt. Ein perfektes Beispiel für das direkte Spiel zum Tor war Kerem Aktürkoğlus Treffer beim 1:0 in Moskau. Gegen die These spricht auf den ersten Blick, dass die beiden Istanbuler Erzrivalen eigentlich nicht für ihre abwartende Haltung im Derby bekannt sind. Zumindest Fenerbahçe ließ Galatasaray beim 1:2 allerdings ungewöhnlich viel Ballbesitz, den die Hausherren nur einmal veredeln konnten. So ganz von der Hand zu weisen, ist die These daher nicht.
Was aber heißt das für die nahe Zukunft? Mit Lazio Rom wartet ein Gegner, der in einer ähnlichen Situation ist, wie die "Löwen". Platz acht in der Liga und eine noch buntere Mischung aus Siegen, Unentschieden und Niederlagen lassen die Fans aktuell verzweifeln. Dazu verletzte sich Kapitän Ciro Immobile am Wochenende nach seinem Doppelpack gegen Genua und wird wohl zugucken müssen. Nicht nur deshalb werden die Italiener Galatasaray sicherlich öfter den Ball überlassen. Die Türken werden sehen müssen, dass sie damit auch etwas anfangen. In der Liga wartet mit Sivasspor nämlich die nächste potentielle Hürde.