Die drei glorreichen Buchstaben AMG trägt die Sportlimousine C 43 4MATIC zurecht. Das LIGABlatt-Urteil fällt entsprechend, weil das Entry-Modell mit 390 PS, 520 Nm und Allrad den Alltag gekonnt versüßen kann. Ganz gut gefiel uns der sogenannte "Emotion Start". Die neu eingeführten Drehtasten am Lenkrad wirken leider nicht sehr hochwertig, sind als Gadget jedoch gerne willkommen. Hier hat Mercedes Nachholbedarf.
Testbericht vom 27. Dezember 2019
Weit mehr Freude bereitet die C 43-Modellpflege mit 390 PS erst mit der richtigen Musikanlage. Die AMG Performance-Abgasanlage mit zwei Doppelendrohrblenden sollte als Sonderausstattung unbedingt im Warenkorb landen. Denn die größte Überraschung entdeckten wir beim Starten "Emotion Start". Laut Betriebsanleitung ist die Funktion den größeren Brüdern C 63 und C 63s vorbehalten. Die Funktion für den extra lautstarken Kaltstart hat der C 43 netterweise auch. Wir haben es ausprobiert und der Klang der Abgasanlage ist dementsprechend beeindruckend. Was genau macht aber der "Emotion Start"? Beim Anlassen über den Startknopf im "Sport +"-Modus einfach die linke oder rechte Schaltwippe gezogen halten und die Leerlaufdrehzahl wird kurzzeitig erhöht. Damit wird die Sportlimousine beim Starten spürbar lauter. Ein ganz amüsanter Nebeneffekt für unser Empfinden. Während der Fahrt kennt man ja das AMG-typische Ploppen und die berüchtigten Fehlzündungen der Abgasanlage. Für die Ohren haben die AMG-Entwickler also bestens gesorgt.
Auf der Strecke fühlt sich das Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern wesentlich komfortabler als bei den V8-Brüdern an. Dennoch ist der C 43 – wie es sich für eine Sportlimousine gehört – straff abgestimmt. Schwammig ist hier überhaupt nichts. Die Setup-Spreizung zwischen komfortablem und sportlichem Modus ist gekonnt umgesetzt worden. Wie gewohnt kann man per Knopfdruck oder neuerdings über die Drehregler am Lenkrad die Fahrwerkseinstellung individuell ändern.
Weit mehr als ein AMG-Light-Modell
Der Drei-Liter-Biturbo-Benziner mit sechs Zylindern in V-Anordnung wirkt nicht wirklich wie eine gedrosselte AMG-Light-Version. Dafür sind die 390-PS-Motorleistung, der ausgeprägte Diffusor und allen voran der imposante Klang der Auspuffanlage viel zu martialisch. Den Basispreis im Konfigurator mit 62.266,75 Euro kann man aber nicht halten. Mit den diversen Sonderausstattungen in den Bereichen Safety, Infotainment und Komfort kratzen wir am Ende bei knapp 80.000,00 Euro. Der AMG-Einstieg ist unschwer zu erkennen auch preislich ganz schön sportlich.
[Update] Umfassendes Urteil nach 17.000 Kilometern
Nach 17.000 Kilometern (Stadt, Land, Autobahn und kein Fluss :)) lassen sich folgende Empfehlungen an die Mercedes-Entwickler kommunizieren:
✅ Mercedes ist gut beraten, das V6-Biturbo-Aggregat nicht aus dem Programm zu nehmen. Der C 43 kann mit den großen Familienmitgliedern C 63 und E 53 dank 4MATIC und trotz der straffen Momentverteilung locker mithalten. Der natürliche Sound des Motors in Verbindung mit der Performance-Abgasanlage zeugen von Charakter.
✅ Als Langstreckenfahrzeug eignet sich der C 43 im "Comfort"-Modus und mit den Fahrassistenzsystemen bestens. Genug Stauraum ist vorhanden.
✅ Als sportlicher Fahrer stehen 11,6l/100km Super98 auf der Uhr. Der Verbrauch geht absolut in Ordnung. Bis zu 70 Prozent wurde das Fahrzeug im "Sport+"-Modus bewegt.
⛔ Die Beinfreiheit des Fahrers nach links und rechts könnte wenigstens beim AMG um drei bis fünf Zentimeter großzügiger sein. Auf langen Strecken neigt man als Fahrer dazu, die Beine voneinander etwas mehr auseinanderzuhalten. Komfortabel ist anders.
⛔ Das Multimedia-Display sollte wirklich eingebettet sein. Für viele Mitfahrer wirkt das Display seit 2014 nach wie vor wie nachträglich montiert. Mit dem nächsten Modell können wir uns dann über das üppige "Tesla-Screen" der S-Klasse ärgern.
⛔ Das Cockpit-Display sollte mehr Design-Varianten als nur drei Versionen bekommen. Der Globus (zeigt immer nur auf Nord- und Südamerika) im kleinen Navigationspaket ist ohne jegliche Funktion, nur als Platzhalter gedacht. Schwach!